Die endlose Weite vermittelt einem das heilsame Gefühl der eigenen Nichtigkeit. Dieses Gefühl scheint jeder in unserer Gruppe zu bekommen, denn es kehrt eine bislang nicht da gewesene Ruhe ein und jeder geht – ganz ohne wissenschaftliche Ambition - seiner eigenen Wege um die Stille zu genießen und sich auf sich selbst zu besinnen. Da macht es auch nichts aus, dass unser Feuer mangels Holz lediglich notdürftig durch getrocknete Kuhfladen gefüttert wird. So richtig Kommunikativ ist heute niemand.  
 
Neben einigen geologischen Erleuchtungen über Bodenbeschaffenheiten, wandernde Sanddünen und Salzwüsten bringen die nächsten Tage vor allem Einblicke in die burjatische Kultur.
 
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Ganz in unsere Nähe befindet sich das Kloster Ivolginsk, das spirituelle Zentrum des russischen Buddhismus. Im Reich des Dschingis Khans breitet sich der tibetanische Buddhismus bereits im 18 Jahrhundert aus, vermischte sich mit dem ursprünglichen Schamanismus und überlebte im Stillen die Revolutionsjahre nach 1918. Im Jahr 1945 wurde das Kloster wiederbelebt und bildet seither Mönchen und Novizen aus. Im Uhrzeigersinn schlendere ich um die reich verzierten Gebetshäuser, setze Gebetsmühlen in Bewegung und verliere mich in der hier mich umgebenden Ruhe. Während außerhalb des Klosters der Buddhismus gepaart traditionellem Schamanismus und sozialistischem Nihilismus eine teils sehr absurde Mischung hervorgebracht hat, folgt das Leben innerhalb des Klosters nach wie vor strikten lamaistischen Regeln.
 
Am Abend des nächsten Tages folgt ein weiteres Highlight unserer Reise. Ohne zu wissen wie wir dorthin kamen, steht unsere ganze Gruppe auf der Bühne eines Kulturzentrums in einem kleinen sibirischen Dorf. Nachdem die älteren Frauen in noch älteren Gewändern die ältesten russischen Folklorelieder vortrugen und die Dorfjugend uns an einer Tanzeinlage zu Michael Jackson’s „Beat It“ teilhaben ließ sind nun wir dran. Begleitet von einer Gitarre bringen wir also in unseren Funktionsklamotten Schätze der deutschen Kultur wie „Hoch auf dem gelben Wagen“ hervor und nicht nur wir, sondern ebenso unser Publikum muss sich ganz schön zusammennehmen um nicht lauthals los zu lachen.