Ich glaube jeder freut sich, als dieser offizielle Teil des Abends endlich geschafft ist und anfangs etwas scheu fängt der Raum nach und nach an zu tanzen und zu feiern. Dass wir uns leider nicht miteinander verständigen können, erledigt der Wodka für uns und mit diesem im Kopf Modern Talking in den Beinen erleben wir einen wundersamen Abend.

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Abgesehen von diesem Abend und einer handvoll interessierten Dorfbewohnern, die sich ab und an zu uns ans Feuer setzen, einen Wodka trinken und vom Leben am Baikal erzählen, treffen wir nicht viele Menschen oder gar Reisende. Das soll sich ändern, als wir auf der Halbinsel Swatoi Nos ankommen. Zum ersten Mal sind wir am Ufer des Baikal nicht allein. Es sind Schulferien und wie mir erklärt wird, gilt gerade diese Halbinsel als beliebtes Urlaubsziel für Wander- und Kletterfreudige Menschen aus der Stadt. Wären da nicht die völlig zerzausten Zelte aus ehemaliger Sowjetzeit, aus Plastiplanen und Lavagestein gebaute Banjas (russische Sauna) und kleine selbstgebaute Fischräucherhäuschen könnte man sich fast einbilden auf einem Rainbowevent westlicher Hippies gelandet zu sein. Noch ehe man sich gegenseitig vorstellt wird das erste Glas Wodka geleert und während ich am nächsten Morgen versuche die Scherben meiner Erinnerung zusammen zu kratzen finde ich mich auch schon wieder auf dem Weg zu unserer nächsten Station. Zum Leidwesen meines langsam aber sicher durch Wodkagenuss geschundenen Körpers steht heute der Gipfel des Markovo (1870 m) auf dem Programm. Auch wenn ich nicht mehr genau weiß, wie ich mich zuerst durch Birkenwälder, gefolgt von einer mit niedrigen Kiefern bewachsenen Steppenlandschaft bis hin zu einer mit Edelweiß überzogenen Gebirgslandschaft schleppe, bin ich froh die Tortour auf mich genommen zu haben. Auf dem Gipfel angekommen, werde ich nicht nur von Schnee, sondern von einem ebenso beeindruckenden Blick über den Baikal bis in die tief bewaldete Taiga des Nordens belohnt. Unten angekommen überraschen uns die zurückgebliebenen mit einer bereits angeheizten Banja. Sie hatten in der verlorenen Waldhütte ein Feuer entfacht und die Lavasteine erhitzt. Da stehe ich nun im Wald, nackt, schwitzend und lasse mich von einem russischen Biologieprofessor zur Durchblutungsförderung mit einem Birkenästchen peitschen um mich danach im Baikal abzukühlen. Ohne jemanden in seiner Kultur beleidigen zu wollen, lache ich mich bereits beim Gedanken an diese Situation innerlich kaputt. Und schließlich ist es doch genau diese Mischung aus Amüsement und körperlicher Wellness, die Geist und Körper zusammenhalten und für Wohlbefinden sorgen.