Die Insel hat eine meist ebene Oberfläche, wird allerdings von zahlreichen kleinen Vulkankegeln unterbrochen. Hieraus lässt sich wie bei den anderen Kanarischen Inseln der vulkanische Ursprung nicht verheimlichen. Der Boden ist übersät mit niederem Gestrüpp und überall liegen dunkle Lavasteine, auf welchen sich Eidechsen genüsslich sonnen. Unser Plan war den Sonnenuntergang auf der höchsten Erhebung der Insel, dem ca. 130m hohen Vulkan Montana de Lobos zu erleben und da uns nicht mehr viel Zeit bis dahin blieb, mussten wir uns schnell auf den Weg machen. Weil sich meine Outdoorerfahrung vor dieser Nacht auf der Insel zugegebenermassen höchstens auf kleine Campingausflüge mit meinem Bruder im heimischen Garten beschränkten, wurde mir schmerzhaft zuteil, dass man einen Aufstieg auf Vulkangestein eventuell nicht mit FlipFlops bestreiten sollte… Aber gut, nun war es für diese Erkenntnis leider zu spät und die Zeit rann langsam davon und da die Sonne leider keinerlei Anstand machte, auch nur etwas Rücksicht auf mich und meine Situation zu nehmen, kraxelte ich weiter.
 
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Man kann es ruhig offen und ehrlich sagen, es war wohl ein Bild des Grauens. Einerseits war ich bemüht nicht den spitzen Steinen in die Quere zu kommen, andererseits nicht bei jedem Schritt in frischen Vogelkot hinein zu treten - ich habe ehrlich gesagt in meinem ganzen Leben noch nie so viel Vogelscheisse auf einmal gesehen. Was mein mit festem Schuhwerk voran laufender Freund bei der ganzen Sache gedacht hat, möchte ich erst gar nicht wissen. Ganz knapp bevor die Sonne unterging, haben wir es schliesslich doch noch geschafft. Und es war ein sagenhafter Ausblick. Unter uns ging es wie an einer steilen Klippe 130m in die Tiefe und man konnte die Wellen am unteren Ende des Vulkans brechen sehen. Um uns herum waren überall Vögel, welche entweder in der steilen Wand nisteten, oder in Richtung Sonnenuntergang davon flogen. Der Himmel am Horizont war in wunderschöne Farben getaucht, von kräftigem Rot bis hin zu leichtem rosa und warmen apricot war alles dabei. Wir sassen einige Zeit nur auf der kleinen Steinbank, welche ganz oben auf dem schmalen Plateau befestigt war und haben diesen atemberaubenden, romantischen Blick und das scheinbare Stillstehen der Zeit genossen. Bis langsam aber sicher die Rufe der umherfliegenden Vögel weniger wurden, schliesslich beinahe verstummten und die Sonne vollständig untergegangen war. Die Nacht auf der „einsamen“ Insel hatte also begonnen.