Wanderung durch das Aschental
 
Mit etwas Beklemmung verlassen wir zu Viert den letzten Stützpunkt der Zivilisation, die Schutzhütte auf dem Overlook, werden unmittelbarer Bestandteil der Wildnis, in der wir für 3-4 Tage auf uns selbst und auf das angewiesen sein werden, was wir bei uns haben.
Beinahe undurchdringlich ist der wild verwachsene Trampelpfad ins Tal hinab. Nicht allzu viele Wanderer scheinen sich den Strapazen auszusetzen, die das Aschental einem abverlangt. Wir erreichen den Windy Creek, ein sprudelndes Wildwasser, welches wir barfüßig durchwaten müssen. Gerölliger, körniger Boden nimmt uns auf, dann pulveriger, staubiger Untergrund – jeder Schritt ein Schritt auf beinahe jungfräulichem Gestein, geologisch gesehen soeben erst geschaffen.
Eine geradezu „hörbare” Stille unterstreicht den Eindruck völliger Abgeschiedenheit in einer Landschaft wie aus den ersten Schöpfungstagen. Zwar sind die „zehntausend Rauchsäulen” schon seit Jahren verschwunden, die heißen Schlamm- und Schwefelquellen versiegt, aber überall stoßen wir auf ihre Relikte, die ausgetrockneten, mosaikartig aufgebrochenen und eingefallenen Höllenpfuhle.
 
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Schluchten in der Einöde
 
Die ersten Forscher waren es, die im Jahre 1915, also erst drei Jahre nach der Eruption, in die Nähe des Ausbruchsherdes gelangten und einen so fantastischen Anblick erlebten, dass sie ohne Übertreibung vom “Valley of the Ten Thousand Smokes” sprechen konnten. In ihrer weltentrückten Einöde ist die Talsohle aber auch heute, ohne den Rauch, ungeheuer eindrucksvoll, sofern man eine Beziehung zu solch urzeitlichen Landschaften entwickeln kann.
Die endlos erscheinende Gleichförmigkeit weicht abrupt der cañonartigen Schlucht des Lethe River, der sich, wie die beiden anderen Flüsse Knife Creek und Ukak River, Jahr für Jahr etwa einen halben Meter in das felsig aussehende, aber wenig widerstandsfähige Gestein eingegraben hat – ein greifbares Abbild der Erosion des fließenden Wassers. Der „Zahn der Zeit” setzt seine Verwitterungskraft unaufhörlich fort, manchmal sogar heftig, wenn sich vor unseren Augen ein mächtiger Brocken aus den gut 30 Meter tiefen Steilabstürzen löst und donnernd im trüben Wasser verschwindet.