Am Tor zur Hölle
 
Kreisrund, 300 Meter im Durchmesser und 60 Meter hoch ist heute der Novarupta Volcano, aus dem nach aktuellsten Forschungen der Hauptanteil der glühenden Schmelze herauskatapultiert wurde. Nach etwa einer Woche verschloss sich das Feuerloch selbst mit einem Lavapfropfen, der heute als halbkugeliger Schuttdom eine vulkanologische Rarität auf der Erde darstellt.
 
Wir klettern durch einen Irrgarten von Erosionsrinnen zu diesem Phänomen, das auch jetzt noch kleine Rauchwolken aus dem Inneren entweichen lässt. Es ist ein erhabenes Gefühl wie bei einer Gipfelbesteigung, ein so fernes Wunschziel erreicht zu haben und beinahe unersättlich saugen wir die elementaren Eindrücke in uns hinein…
 
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Vulkane aus der Luft
 
Ein weiterer Höhepunkt des Urwelterlebnisses Katmai ist ein Rundflug mit der “Cessna Beaver”. Sie lässt die flüssige Startbahn Naknek Lake unter sich und schraubt sich schnell in Gipfelhöhe. Das “Valley” gleitet unter uns dahin und nicht ohne Stolz genießen wir, nun auf bequeme Weise, die Erinnerung an unsere abenteuerliche Tour. Bald umschweben wir die Feuerberge mit ihren eisigen Kuppen. Vulkankrater von oben sind faszinierende Schau- und Fotoobjekte, vor allem, wenn sie mit Dampf und Rauch ihre Lebendigkeit spüren lassen. Wir werden besonders von der Thermik aus dem Schlot des Mount Martin hin- und hergeschüttelt und blicken staunend auf die schwarze Lavazunge des Mount Trident, die erst ein paar Jahrzehnte alt ist.
Das Juwel indes kommt zum Schluss: Wie bei einer Passüberquerung fliegen wir über ein Joch, als unvermittelt der grün-blaue Kratersee des Mount Katmai auftaucht, eingeschlossen darin der Gletscher, der sich nach dem Ausbruch 1912 zu bilden begann. Dies geschah zur größten Freude der Glaziologen, die – ein glatter Anachronismus – dem lodernden Feuer zu verdanken hatten, dass sie die Entstehungsprozesse des Gletschers von Anfang an studieren konnten.
 
Karl-Wilhelm Specht, Mülheim an der Ruhr