Um den Yellowstone N.P. zu umrunden ließen wir uns eine ganze Woche Zeit; nicht nur, weil er der älteste Nationalpark der Welt und unbedingt sehenswert ist, sondern auch weil nach den vielen Kilometern, der Wüste und den ganzen Eindrücken die wir gewonnen hatten, eine körperliche und geistige Pause mehr als notwendig geworden war! Ganz im Vertrauen: In der Wüste waren wir schon drauf und dran gewesen abzubrechen… Hatten wir uns zu viel zugemutet? Waren unsere Ziele doch zu hoch gesteckt? So mancher Zweifel nagte abends an uns, doch immer gelang es, bis zum nächsten Morgen wieder ausreichend Kraft zu tanken um doch weiter zu machen. Der Lohn für diese Zähigkeit war dann der "Urlaub" im Yellowstone. So war es ein besonderer Nervenkitzel, als ein Bär plötzlich auftauchte und zum greifen nahe vor unseren Fahrrädern stand oder wenn in den frühen Morgenstunden auf dem Weg zum Old Faithful bei Dunkelheit plötzlich eine Herde Bisons mitten auf der Straße stand. Beeindruckt von der Kraft und der Dimension dieser Tiere, die Ende des 19. Jahrhunderts nahezu ausgerottet worden waren, trauten wir uns zunächst nicht an ihnen vorbei zu radeln. Etwas ratlos abwartend nutzten wir dann ein vorbei­kommendes Auto als Cowcatcher und fuhren gemeinsam an den mit starrem Blick wie angewurzelt stehenden rieseigen Büffeln vorbei.

Die Landschaft und die Natur waren einfach grandios! Berge, Wiesen – die an die Almen des Voralpenlandes erinnern, herrlich malerische Seen und eine Fauna, die wir so in freier Natur noch nie erlebt hatten, machten die Rocky Mountains zu einem phantastischen Erlebnis, das die hinter uns liegenden Strapazen schnell vergessen ließ. Nachdem wir den Glacier N.P. direkt an der kanadischen Grenze als nördlichsten Punkt unserer geplanten Route erreicht hatten, ging es wieder zurück nach Westen an die Pazifikküste. Vorbei an Missoula, dem amerikanischen "Bikermekka", über den Lewis und Clark Trail zum Columbia River und weiter nach Seattle, unserem Startpunkt, mit dem sich der Kreis unserer Reise wieder schloss, als wir es Anfang Oktober wieder erreichten. Die letzten Tage vor unserer Heimreise verbrachten wir dann bei Andrews Familie in Seattle, sehr sehr nette Leute, die wir im April kennengelernt hatten und ein leuchtendes Beispiel amerikanischer Gastfreundschaft sind. Eine natürliche Herzlichkeit und Hilfsbereitschaft der Menschen, der wir auf jeder Etappe unserer Reise – von ein paar yokels im Süden abgesehen – begegneten.