Zuerst jedoch suchten wir unseren Campingplatz auf, duschten und machten uns einigermaßen casinofein, um dann eine einmalige Art von Restaurant aufzusuchen, das mir schier die Sprache verschlug. In Las Vegas gibt es 40 sehr große und jede Menge kleinere Casinos. Die großen Casinos verfügen über unvorstellbar große Restaurants bzw. Selbstbedienungsbüffets. Das Essen ist ausgesprochen reichhaltig, vielseitig, gut und als Gag - spottbillig! Für etwa 6 bis 8 DM kann man sich hier einen Schaden anfressen, denn man kann das etwa 50 m lange Büffet - und davon gibt es in "unserem" Casino gleich vier Stück nebeneinander - abräumen, oft man mag oder kann. Und wenn man dann mit seinem vollgepackten Teller am Tisch sitzt und mit offenem Mund staunt, was sich da vor den Augen abspielt, dann kommen sie, die Massen an Menschen, die sich über das Büffet hermachen. Man kann herrliche Studien treiben und Dicke und Dünne, Alte und Junge und alle Hautfarben beobachten. Aber am interessantesten, weil am spektakulärsten, sind die Oberfetten, die sich die Teller vollpacken, daß einem die Augen übergehen. Und die laufen dann wirklich mehrmals mit hochgefüllten Tellern und schaufeln Unmengen in sich rein. Es ist einfach nicht zu fassen, was da gefressen wird. Und am Eingang zu diesem Freßpalast stand eine Frau und sagte ununterbrochen: "Raucher rechts, Nichtraucher links", und das stundenlang! Jobs gibt’s, das ist unwahrscheinlich, einfach Wahnsinn. Ich kam vor lauter Staunen und Schauen kaum zum Essen. Diese Stadt ist aber auch fernab jeder Realität, hier ist alles normal, alles möglich, was sonst verboten oder unmöglich ist.

Aber ich will der Reihe nach weitererzählen. Wir grasten also das überdimensionale Büffet ab und wollten dann durch die beleuchteten Straßen fahren, und das war wirklich unglaublich. Die Straßen waren taghell von tausenden und abertausenden von Neonlampen in allen Farben. Alle Läden haben rund um die Uhr geöffnet ebenso wie alle Casinos, hier gibt es keinen Ladenschluß und daher keine Öffnungszeiten, weil 24 Stunden offen ist, in dieser Neonlichterstadt ist highlife rund um die Uhr, ein Glücksspiel ohne Ende, ein pulsierendes Treiben und Leben, das einen mitreissen kann. Die Nacht wird zum Tag gemacht, zur großen Bühne, auf der jede Realität verschwindet. Wenn die Sterne am Himmel nicht wären, ich wüßte nicht, welche Tageszeit es ist.

Nach der Rundfahrt konnten wir auf eigene Faust losziehen. Einige besuchten die berühmte Show von Siegfried und Roy mit ihren weißen Tigern, andere wollen tatsächlich ins Bett, aber ich wollte auch mal spielen. Da ich wohl nur einmal im Leben in dieser Wahnsinnsstadt war, wollte ich doch wissen, wie die einarmigen Banditen funktionieren - so nennt man eine Art von Glücksspielautomaten. Gott sei Dank sind die Einsätze schon ab ungefähr 10 Pfennig möglich. Mit einigen anderen lief ich also durch die neondurchfluteten Straßen und landete schließlich vor dem renommiertesten Casino von Las Vegas - dem berühmten Cäsar’s Palast.

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Dieser Bau ist der totale Wahnsinn, sowas Kreatives und gleichzeitig Kitschig-Schönes muß man einfach gesehen haben! Männer in römischem Kriegsgewand standen am Eingang, einer Empore, die von Säulen aus Marmor umgeben ist. Überall stehen Marmorfiguren herum, wunderschöne, türkisfarbene Wasserspiele beeindrucken den Betrachter, und eine Säulenhalle nach der anderen verwirrt einen vollends. Es ist ein ungeheurer Prunk und Protz und Kitsch, und vielleicht gerade deshalb so originell und auf seltsame Weise schön. An fast jeder Säule standen im Halbdunkel goldfarbene, fast nackte Männerfiguren und zierten die Säulen. Ich lief ahnungslos an ihnen vorbei und bekam fast einen Herzinfarkt, als so ein vermeintlicher Marmormann mich plötzlich packte und lachte. Ich hätte gewettet, daß diese Goldmänner alle aus Stein wären. Innen findet man dann eine ägyptische Galeere, die Cleopatra von Ägypten zu Cäsar bringen sollte. Hierauf befindet sich ein Restaurant, und die Bedienungen sehen alle aus wie Cleopatra. Auf der Galeere spielte eine Band. Aber die Galeere lag keineswegs auf dem trockenen, sondern ein echter See war eigens für Cleopatra angelegt worden, und das alles mitten im Gebäude. Und eine Brücke gibt es auch noch. Wenn man darüber geht, kommt man auf der anderen Seite nach China bzw. landet in einem chinesischen Lokal. Und so geht das laufend fort, man verläuft sich andauernd in diesem irren Bau.