Gegen Mittag waren wir wieder im Tal und fuhren nach der Bohnensuppe weiter in Richtung Bryce Canyon, der auf über 2.400 Metern Höhe liegt. Auf dem Weg dorthin mußten wir über einen Paß in 3000 Metern Höhe fahren, dort lag noch eine geschlossene Schneedecke von über einem Meter. Vom Frühling wurden wir schlagartig wieder in den tiefsten Winter katapultiert, aber auch hier schien die Sonne schon sehr stark. Wie mochte es hier wohl im Dezember oder Januar aussehen? Wir verließen das Cedar Breaks National Monument und durchfuhren den Dixie National Forest. Überall standen Schneemobile herum, aber langsam wurde der Schnee weniger. Es sah teilweise aus wie im Schwarzwald im Winter.

Sobald wir an Höhe verloren, wurde es auch wieder wärmer. Während Karl über die Mormonen erzählte, kamen wir ins Land der Navajo-Indianer. Dann entdeckten wir auch die ersten der so berühmten roten Sandsteinsäulen, die es im Bryce Canyon zu tausenden gibt. Schließlich trafen wir pünktlich zum Sonnenuntergang im Bryce Canyon ein und sahen, wie die Sonne am Sunsetpoint verschwand. Es war ein wunderschönes Bild in allen Schattierungen von Sandfarben bis zu Dunkelrot, dazwischen immer wieder Schneereste, und wir waren ganz begeistert.

Als wir bei unserem Campingplatz mitten im Park ankamen, war es saukalt und windig. Obwohl es hier genügend Duschen gab, um die sonst immer "gekämpft" wurde, gab es heute kein Gedrängel. Die schlotternden Mitreisenden hatten den Laden gestürmt, der nebenan lag und auch ein Restaurant beherbergte. Nach einer ungestörten Badestunde sah ich mir den Laden auch mal an und war erstaunt, welch schöne Sachen hier zu haben waren.

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Es waren fast ausnahmslos Dinge, die die Indianer hergestellt hatten, und die haben wirklich einen für meine Begriffe wunderbaren Geschmack im krassen Gegensatz zu den weißen Amerikanern. Dort fand man herrlichen Silberschmuck, der großenteils mit Türkisen verziert war, der den Indianern als heiliger Stein gilt. Da ich davon schon in Deutschland gehört hatte, wollte ich unbedingt so ein Schmuckstück als Andenken haben und fand dann einen wunderschönen Ring, der eine Bärentatze darstellt. Diese Bärentatze ist bei den Hopi-Indianern ein Symbol für Liebe, Glück, Wohlstand und Gesundheit. Und genau das alles kann ich ja gut gebrauchen, auch wenn ich den Ring so oder so gekauft hätte. Und merkwürdigerweise paßte er sogar, was bei meinen großen Händen keineswegs üblich ist. Es gab diesen Bärentatzenring nur hier zu kaufen und jeder, der ihn sah, wollte auch so einen. Wir sahen ihn aber auf der ganzen Reise nirgends mehr, und das macht ihn mir umso wertvoller.

In dem Laden gab es noch wunderschöne Vasen, Figuren und Teppiche, allerdings zu Preisen, die den Rahmen meiner Reisekasse wirklich sprengten und mir sehr überteuert vorkamen. Ein handgewebter Teppich mit den Maßen 70 x 120 war ab 1500 Dollar zu haben. Bei den Indianern ist die Frau bzw. die Mutter hochverehrt, weil sie als Inbegriff allen Lebens gilt, weil sie Leben hervorbringt. Daher sah man überall Tonfiguren, die Mütter mit ihren vielen Kindern darstellen. Je größer die Mutter, desto mehr Kinder hat sie um sich geschart. Die größte Tonmutter, die ich sah, hatte 100 Kinder um sich herum, es sollte die Weltenmutter mit der gesamten menschlichen Kinderschar symbolisieren. Die Figur war etwa 50 cm hoch und sollte 3000 Dollar kosten. Nach langer Suche bei jedem späteren Stop fand ich schließlich am Grand Canyon eine kleine Mutter mit nur drei Kindern, die ich dann auch bezahlen konnte.