Nach einer heißen Mittagspause fuhren wir weiter in Richtung Canyonlands Nationalpark über ein Hochplateau. Überall sahen wir Mesas - Tafelberge - und kleine Canyons, die aber sehr schöne Formen aufwiesen. Dieser Nationalpark war noch kaum erschlossen, außerdem hatte die Saison noch nicht begonnen, so daß außer uns kein Mensch zu sehen war. Es war gerade so, als wären wir die einzigen Menschen, und das waren wir hier in gewisser Weise ja auch. Wir kamen über eine Piste zu der Stelle, wo der Green River und der Colorado zusammenfließen und als gemeinsamer Fluß weiterstömen. Auf 2000 Metern Höhe hatten wir einen grandiosen Ausblick über die scheinbar endlose Weite um uns herum. Diese Endlosigkeit machte uns fast sprachlos.

Nach diesem einmaligen Ausblick wurden einige von uns - auch ich - zu einem kleinen Flughafen gebracht, von wo aus wir mit kleinen Flugzeugen mit Platz für etwa 5 Leute einen einstündigen Flug über diese Canyonlandschaft unternehmen wollten. Dieser Flug wurde uns von Karl als noch besser empfohlen als der über den Grand Canyon, weil dort schon soviele Flugzeuge abgestürzt waren, daß inzwischen keine Flüge mehr in, sondern nur noch über den Grand Canyon erlaubt waren. Hier jedoch war noch alles erlaubt, und deswegen hatte ich mich für diesen Flug entschieden. So kletterten wir also in eine kleine Cessna mit insgesamt 6 Personen, und auf ging’s. Unter uns taten sich Schluchten und Plateaus, Bögen, Nischen und Türme in allen Farben und Formen auf, daß es eine Pracht war. Wir flogen auch zu der Stelle, an der die beiden Flüsse Green River und Colorado zusammenfließen, und dann, das muß ich zu meiner Schande gestehen, wurde mir hundeelend. Das kleine Flugzeug sackte aber auch ständig ein bißchen ab, was anscheinend mit der ständig wechselnden Erdhöhe unter uns zusammenhing, und ich hatte wirklich Angst, mich übergeben zu müssen. Mit einem Blick in mein wohl leichenblasses Gesicht wurden mir kommentarlos die berühmten Tüten gereicht, und mir war das unheimlich peinlich. Ich schloß die Augen und bekam von der traumhaften Landschaft während der zweiten halben Stunde praktisch nichts mit, denn ich habe fest die Zähne zusammengebissen und mich darauf konzentriert, nicht zu kotzen. Das ist mir auch gelungen, aber dieses "fast" ist beinahe ebenso schlimm. Es war wirklich ein Jammer, und ich kam mir wie ein Waschlappen vor, war aber machtlos gegen meinen rebellischen Magen. Aber der Flug ging vorüber, und kaum stand ich wieder auf festem Boden, ging es mir schlagartig besser. Was für eine Gemeinheit!

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Nach der Rückfahrt zu unserem Campingplatz gingen wir bald in die Federn, um am nächsten Morgen einen zauberhaften Sonnenaufgang zu erleben. Wir saßen fröstelnd beim Frühstück und staunten schon wieder oder immer noch. Manchmal dachte ich, daß ich nun eigentlich ein paar Tage Pause bräuchte, um all die vielen geballten Eindrücke erst einmal zu verdauen, weil es sonst in so kurzer Zeit einfach zuviel wurde. Ohne meine ständigen Notizen für diesen Bericht würde es mir kaum möglich sein, diesen Bericht einigermaßen chronologisch hinzuschreiben. Es war eine derartige Fülle von Eindrücken, daß es in so kurzer Zeit fast unmöglich ist, mehr als grobe Stücke in einem Sieb zu behalten.

Nach dem Frühstück stand die nächste Jungfernroute für Rotel an, denn wir fuhren in Richtung Mesa Verde - grüne Tafel - über Monticello. Wir durchfuhren steppenartiges Land, sahen Pronghorn-Antilopen und im Hintergrund immer die schneebedeckten Berge, die uns schon seit Tagen begleiteten. Karl erzählte uns von der Geschichte der Indianer, denen einst dieses riesige Land gehörte und die heute nur noch in Reservaten leber oder besser: ihr Dasein fristen. Sie haben ihre Kultur nahezu verloren und wurden völlig gegen ihre Natur eingesperrt und vom weißen Mann abhängig gemacht mit der Folge, daß die meisten von ihnen heute alkohol- oder drogenabhängig und zudem arbeitslos sind. Keiner von ihnen kann noch so frei und unabhängig leben wie früher. Der weiße Mann nahm sich einfach, was er wollte und setzte sich mittels Feuerwaffen über alles hinweg. Es ist eine verdammt beschämende und traurige Geschichte.