30.03.2001
Neben dem Ort steht auffällig der Kreuzberg. Bei diesem Prachtwetter müssen wir ihn besteigen. Anstrengend viele Stufen führen an den 14 Leidensstationen Christi’ mit markierten Kreuzen empor. Dort werden für alle Sünden Kiesel abgelegt. Wir lassen nur Schweißtropfen zurück. Kühlen Wind und fotogene Aussicht beschert uns der Gipfel.
Störend empfinden wir die vielen Bettler, als wir noch die Basilika aufsuchen. Der prächtige Altar im Mestizenbarock ist teilweise verhangen.
Es geht nach La Paz zurück. Der Bus kommt wieder nicht, auf Anfrage wird erklärt, daß dieser an anderer Stelle abfährt. Schrecksekunde, die Zeit ist überschritten! Sofort nimmt uns ein Busfahrer auf und befördert uns an die richtige Haltestelle, Glück gehabt! Und Uli findet noch rechtzeitig seine Martina in irgendeinem Geschäft.
Am Straßenrand sind Hanf- und Hirsefelder zu sehen, Flachspuppen werden aufgestellt, Berge von Möhren im Fluß gewaschen, Schweine und Frauen in bunter Tracht arbeiten auf den Feldern. In der Hauptstadt (1,3 Mio.) versperrt uns gerade ein Maskenumzug den Weg.
Hinein ins Gewühl und nach Kaffee und Kuchen zu Lan Chile - dort ist alles i. O.! Gaskartuschen für den Kocher sind nicht erhältlich, aber Trekkingtrockenfutter. Nicht so schlimm, ich habe ja den Benzinkocher mitgeschmuggelt. Leider ist es schon dämmrig, als wir die Zaubergasse erreichen. Hier werden reichlich Kräuter, Gewürze, religiöser Mummenschanz, wie Lamaföten, angeboten.
In einer Gaststätte, gestaltet wie ein antikes Museum, speisen wir, ehe wir im fensterlosen Asyl nächtigen.
31.03.2001
Das bestellte Taxi fährt uns heute nach Tiwanaku. Ehe wir das morgendliche La Paz verlassen, gibt es Halt für ein Foto. Greifbar nahe steht über der Stadt der 60 km entfernte Illimani 6 440 m und unter uns die bienenwabenartigen Wohnstätten im Krater.
Durch sumpfiges Paramo führt eine Asphaltstraße, auf der Maut gezahlt werden muß.
Im weitläufigen Gelände stehen die verfallenen Ruinen aus der Inkavorzeit (1580 v. Chr. - 133 n. Cr.). Sie stammen aus der ältesten Hochkultur in den Anden. Wie die Steine an den hiesigen Ort gelangten, was die Schriftzeichen bedeuten, mit denen die Monolithen versehen sind, ist unbekannt. Die Mauern sind mit hervorspringenden Köpfen verziert, die individuelle Züge tragen.

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Krönend steht das bekannte symbolische Sonnentor am Eingang der Anlage. Man steht ehrfürchtig davor, jedoch hat man in Peru beeindruckendere Bauwerke bewundert. Die Inkas übernahmen die Kunst der Verarbeitung von Steinen, aber die Neuzeit benutzte diese Tempel als Steinbrüche für ihre Bauten!
Bei der Heimfahrt zielt der Blick auf den formschönen Huayna Potosi 6 088 m. Eine gute Fernsicht lohnt allein schon die Autofahrt.
Anschließend wollen wir noch zum höchsten Skigebiet der Welt, auf den Chacaltaya-Gletscher in 5 320 m Höhe. Das Auto müht sich den windenden Fahrweg zum ewigen Schnee empor, doch Schotter, Löcher, Schneematsch und Steilhänge scheinen keinen zu stören. Windigkalt ist es hier oben, dünn die Luft, wir stapfen zur Baude auf   5 280 m. Während des Fotografierens wollte man 10 Bolivianos von uns haben, so trollen wir uns abwärts, erkennen in der Ferne den Titicaca, viel farbiges Gestein, grüne Lagunen, unseren geschlängelten, bedrohlichen Fahrweg.
Alle kommen wieder in La Paz an, der Chauffeur verlangt vergeblich 30 $ Mehrpreis als ausgehandelt.
Jetzt muß noch Verpflegung für unseren Dreitagesmarsch eingekauft werden. Gegen den ersten Hunger lassen wir uns Käsebrötchen am Stand bereiten. Kocherbenzin kriegen wir nicht, so muß die Tankstelle aufgesucht werden. Nach Besuch der Antik-Kneipe gilt es noch zu packen.