Im Schneeregen steht schemenhaft die Christusstatue, unser Startpunkt (heute hätten wir Orientierungsprobleme). Vier Stunden sind vergangen, als wir im Sommer in den Bus stiegen.
Wir nehmen ein Taxi zum Hotel und müssen 80 Pfennig löhnen. Jetzt schnell noch Geldtausch und Kaffeetrinken.
Ach, wie freut man sich hier im „Morumbi“ über unser Erscheinen! Im Speisezimmer packen wir wie wildgeworden um. Der fixe Uli organisiert schon wieder ein Taxi, in welches 10 Rucksäcke, Plastbeutel und 5 Menschen gestopft werden. Als wir fahren, fehlt Martinas II Geldtasche. Sie findet, dort zurückgekehrt, Dollars auf dem Klo. Mit dem Schlafbus wollen wir 19 Uhr nach Sucre. Jetzt darf man sich vom Getriebe, Geschrei und Unpünktlichkeit auf dem Busbahnhof nicht nervös machen lassen.
Zum letzten Male funkeln die Lichter von La Paz zu uns hinauf. Im Bus ist es bequem, aber schlimme Gerüche plagen uns. Wir fahren bei Mondlicht durch die Nacht, Wildwestlandschaften, Puna. Halt in verlassenen Nestern, aber gegen 1 Uhr wird am Straßenrand noch gebrutzelt und Divisionen Hunde belagern den haltenden Bus. Mit großen Lettern steht geschrieben: „Nicht an die Mauer urinieren“.
05.04.2001
Mit der Morgensonne kurven wir in Sucre ein, ringsum schöne, grüne Landschaft, viele Blumen (2 800 m). Zum ersten Male müssen wir zwei Droschken nehmen. Das Hosta „Colon“ in der Colon ist hübsch und sauber. Es bewirtschaften liebenswerte Bolivianer, die 26 Jahre in Deutschland lebten.
Folgend duschen, frühstücken gehen, Stadtspaziergang, zur Siesta Kartenschreiben auf der Terrasse und Unterhaltung mit den Gastleuten.
Die alte Kolonialhauptstadt sieht gepflegt aus, weißgestrichene Fassaden! Viel Jugend drängt sich vor den vielen Universitäten und Schulen. Die Kirchen haben meist geschlossen. Am schönen Platz des 25. Mai treffen sich Studenten und Müßiggänger. Hier promenieren viele reiche, feine Leute.
Wir zwei besichtigen den sehenswerten Friedhof. Neben den schon gesehenen Bestattungsmauern gibt es kostbare Mausoleen und prächtige, seltene Bäume, und ein jüdisches Begräbnisfeld. Jungen bieten sich als Erklärer an. Vor dem stattlichen Eingangsportal werden massenhaft schöne Blumen angeboten.

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Mit Martina I suchen wir ein Cafè, es ist schwierig. Zur Siestazeit schließen sogar die Kneipen. Die Kirche San Franzisco hat offen, sie hat eine sehr schöne Holzdecke.
In der Markthalle gibt es interessante Dinge zu schauen: unbekannte Obstarten, zig Kartoffelsorten, Gewürze, buntgekleidete Indios, Kinder, Hunde ... Beim Kaufen kann man gut filmen.
Um den Platz demonstrieren Indianer, sie machen mit Plakaten und Böllerschüssen auf sich aufmerksam.
Nach dem Barbesuch beim Italiener muß Uli zum Fotografieren das Stativ benutzen.
06.04.2001
Bei schönem Frühlingswetter schlendern wir durch den Park, finden den Mini-Eiffelturm, den alten Bahnhof, das Justizgebäude und betreten die mächtige Basilika.
Nach herrlicher Verabschiedung vom „Colon“ geht’s durch Gewühl zum Busbahnhof. Unser heutiges Ziel ist die alte Silberstadt Potosi.
Der Bus hält mehrmals am Stadtrand, bis er restlos vollgestopft ist. Zwei Fahrer, zwei Kartenverkäufer und ein Kontrolleur als Bordmannschaft sorgen dafür. Heute haben wir auch eine Badewanne auf dem Dach geladen.
Straßenverkäufer drängen mit Getränken, gekochten Kartoffeln, Tomatensalat, Backwerk, Decken, Schmuckketten, Eis in den Bus oder halten die Dinge in die geöffneten Fenster. Das anpreisende Geschrei mischt sich mit der klirrenden Musik aus den Buslautsprechern, darunter gesellen sich quirlige Kinder, unfeine Gerüche, markante Typen von Indianern, die man immer wieder ansehen muß.
Die Landschaft wird wieder ein Menü für die Augen. Malerischer Horizont, Wolken, Bergkulissen, davor die bunten Hirsefelder, Agaven, Kakteen, viele blühende Sträucher, behütete Indios, weidendes Vieh ...
Es geht in Serpentinen auf und ab, Hinweisschilder deuten auf geologische Besonderheiten hin: Verwerfungen öffnen den Blick auf farbige Tuffe, glänzenden Basalt, Urgestein in Rosenform, als Kamm, wie ein Fächer ...
Soweit der Blick reicht, wogt das Wollgras im nimmermüden andinen Wind.
Knall und Reifenpanne - alles aussteigen, jedoch kein Problem, gleich geht es weiter. Mit sinkender Sonne fahren wir auf den rostroten Silberberg von Potosi zu.
Dieses Mal schafft es auch der kleine Taximann mit kleinem Auto, alles auf einmal ins „San Antonio“ zu transportieren (bergauf zu laufen in 4 100 m Höhe wäre zu anstrengend). Wir sind in der kalten Silberstadt Potosi. Einst die größte und reichste Stadt der Welt in dieser hohen Einöde. Das geförderte Silber seit 1550 hätte gereicht, eine silberne Brücke bis nach Spanien zu bauen (über 60 000 Tonnen). Hunderttausende Indios bezahlten dafür mit ihrem Leben.