03.04.2001
In der Nacht bis zum Morgen regnet es. Nach 8 Uhr kommt die Sonne, um die Sachen zu trocknen.
Der weitere Trail folgt subtropischen Bergregenwald, teils dicht verfilzt, mal exponiert in sengender Sonne mit Blick in endlose Täler, gerahmt in Kulissen grüner Berghänge.
Über bebende Brücken, durch Wasserläufe, vorbei an Steilwänden und Wasserfällen, lianenverwobenen modernden Wald, durch Schlamm führt uns der Pfad. Blühende Sträucher im Licht wechseln mit nebligen dämmrigen Urwald, der jetzt im Regen in Schwaden gehüllt, geheimnisvoll wirkt. Ein Affe springt in den Wipfeln.
Von einem Stein rutsche ich aus und rolle in den Bach hinab. Glücklicherweise blieb der Inhalt und Fotozeug im Rucksack trocken, nur ein Teleskopstock verbog sich. Nach zwei Stunden, wir haben viele Seitentäler auf halber Höhe umrundet, sehen wir ganz nah unseren letzten Schlafplatz. Schwitzend trinke ich literweise Wasser oder genußvoll eine Cola vom Hirten am Wegesrand.
Bei der Nipponidylle des Japaners Hamamura, ein kleiner vertrockneter, lebhafter Mann, halten wir zur Rast. Er drängt, daß wir uns in sein Buch einschreiben, sehr interessiert, von wo wir kommen. Jetzt stört uns der heftige Tropenregen nicht. Schwaden wallen durch die Täler. Nach Morast, stetem auf und ab sehen wir endlich Chairo tief unten am Fluß. Das Ende des präkolumbianischen Weges ist bald erreicht.

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Im Ort, vor einem Kiosk, treffen wir auch den kontaktfreudigen Israeli wieder. Dieser organisiert mit seinem Führer ein Pick up, welches uns über Yolosa nach Coroico bringt. Auf bolivianischen Fahrwegen, vorbei an Bananenplantagen, Wasserfällen, einsturzgefährdeten Hütten, jagenden Hunden, winkenden Kindern geht es wieder höher. Das Fahrzeug quert die neugebaute Yungastraße, deren Fertigstellung dauern wird, weil man sich beim Tunnel vermessen hat. In Yolosa steigt man um, dann geht es auf spektakulären Pisten durch aufregende Landschaft nach Coroico. Auf der Ladefläche sitzt neben Petra ein niedliches Mädchen. Sie nimmt die Süßigkeiten entgegen und schläft friedlich an sie gekuschelt ein.
Plötzlich ist es dunkel geworden, durch die Wolken da oben funkelt unser Zielort. Ich stehe auf der Ladefläche und lasse mich einstauben, um nichts zu verpassen.
Uli und Martina I suchen Hotel, finden das „Kory“ mit herrlichem Ausblick am Morgen. Wir säubern uns geduldig unter einer Tropfendusche, essen Abendbrot bei einer Deutschen, trinken später auf dem Platz beim Österreicher Pina Colada und amüsieren uns köstlich über die zig Hunde, die rund um die Gäste der Garküchen sitzen und auf einen Happen hoffen. Wie überall sind sie possierlich, anhänglich und nie würde ein Mensch angeknurrt werden.
04.04.2001
Frühstück vom allerfeinsten in Hans’ Backstube, deutsche Laute und Schwarzbrot! Von der Hotelterrasse schweift der Blick vom Schneegipfel bis zu Bananenpflanzen im schwülwarmen Tal. Unwirkliche Szenerie!
Schauen wir uns mal im Ort um: steile Gassen, exotische Hinterhöfe, aufgebahrte Hühner, verlockendes Obst, Gemüse, man grüßt uns auf deutsch.
Der Bus nach La Paz hat selbstverständlich Verspätung. Sicher fürchtet der Fahrer die Yungastraße, die gefährlichste Piste der Welt mit 100 Toten pro Jahr. Teils mit Maßen einer Radstandsbreite ist sie wie ein Faden um die Steilhänge gelegt, es herrscht hier Linksverkehr, Kreuze stehen zahlreich am Rand, 1 000 m senkrechter, ungesicherter Abgrund, während die Straße innerhalb weniger Kilometer 3 500 Höhenmeter abstürzt. Die Chauffeure bekreuzigen sich zweimal, Fliegen mit Bodenhaftung!
Dann geht es doch noch los. Der kleine Bus schnauft über viele hundert Kurven, hupend, in Staub gehüllt, geschüttelt unter Wasserfluten hindurch, durch Wasserlöcher immer steil hinauf. Die Vegetation wechselt, sie macht dichtem Filz aus Baumfarnen, Schlingpflanzen und Flechten Platz. Entgegenkommende müssen zurückfahren, bis eine Ausweichstelle vorhanden ist. Oft kann man am ausgefransten Wegrand eine Handbreit neben dem Reifen fast 1 000 m in die Tiefe blicken. Dort rosten schon einige Blechknäuel vor sich hin ...
Die Straßenwindungen erkennt man durch Grün mehrfach unter uns, über uns. Die modernden Baumstämme einiger Brücken springen lustig hoch, wenn sie befahren werden.
Nach zwei Stunden geraten wir in die Wolken, es regnet. Nebel ziehen mystisch aus den Schluchten. Zum Glück staubt es nicht mehr, jetzt gibt es Schlamm. Viele schwer beladene LKW begegnen uns.
Oben geht es asphaltiert weiter, in den schwarzen Basalt ist der Weg in die Hauptstadt vierspurig gesprengt, doch noch immer fahren wir an einer hunderte Meter hohen Felswand entlang. Zollkontrolle: Beamte klettern auf den Lastzügen herum. Unsere Mädels haben hier nichts zu verzollen, sie kauern sich.