Unser Fahrer heisst ebenfalls Josef und stammt aus Niederösterreich, wird aber Sepp genannt, damit es keine Verwechslungen mit dem Reiseleiter gibt, der ja auch Josef heisst und ebenfalls Österreicher ist, aber in Südamerika geboren wurde. Mit Sepp haben wir den absoluten Glückstreffer gelandet. Bei keiner Rotelreise hatte ich einen derart liebevollen und engagierten Fahrer und Koch wie diesen Sepp. Er ist ein wahres Arbeitstier und umsorgte uns wie ein Vater. Seit 32 Jahren arbeitet er für Rotel und ist längst im Rentenalter. Aber so ganz kann er es nicht lassen und fährt jetzt immer noch einige Touren im Jahr.

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Wir bekommen als erstes unsere Schlafkojen zugewiesen, und ich habe wieder einmal 3 oben, während Marion es sich in 4 oben gemütlich macht. Für Marion ist es die erste Rotelreise, aber da sie unkompliziert und nicht zimperlich ist, war das für sie überhaupt kein Problem.

 Müde und verschwitzt wollen wir in dem für die Damen reservierten Hotelzimmer duschen und bekommen den Zimmerschlüssel in Form einer Scheckkarte. Wir sind ja weder hotelunerfahren noch blöd, aber wir bekommen die Tür trotz zahlloser Versuche nicht auf. Als ich schliesslich runtergehen und Hilfe holen will, geht die Tür plötzlich auf. Eine junge Einheimische mit nassen Haaren und einem umgeschlungenen Duschtuch steht in der Tür mit einem entschuldigenden Lächeln. Unser Blick fällt auf den Boden des Badezimmers, das mit nasser Kleidung übersät ist. Über dem WC wringt die Frau die gesamte Familienwäsche aus, klemmt sich alles unter den Arm und verschwindet dann. Wir staunen nicht schlecht. Das Badezimmer ist total überschwemmt, und das Wasser läuft bis ins Zimmer hinein. In einem Reiseführer hatte ich gelesen, dass es vor allem in den kleineren Hotels auf dem Land fast üblich ist, dass die Zimmermädchen ihre gesamte Wäsche in den unbenutzten Zimmern waschen und dass man sich darüber nicht aufregen soll, weil die meisten armen Familien weder fliessendes Wasser noch Strom zu Hause haben. Hier in Quito in diesem grossen Hotel hatte ich damit allerdings nicht gerechnet und fand das eher amüsant. In so einem armen Land wie Ecuador, wo fast 80% der Bevölkerung an oder unter der Armutsgrenze lebt, wo in den grossen Städten 1/3 der Menschen in Elendsvierteln haust, habe ich für solche Aktionen volles Verständnis. Ein Zimmer dieses Hotels kostet in einer Nacht mehr als viele Menschen in einem ganzen Monat verdienen.