So bummeln wir vorüber am Alten Amtsgericht, am Gefängnis, am Antonius Hospital, dem Prinzessin-Rupprecht-Heim, dem Hohenzollern-Haus, dem Alten Bahnhof, dem herrschaftlichen Woermann-Komplex. Alle Gebäude tragen nach der Renovierung weiterhin die alten Bestimmungsnamen, inhaltlich haben sie aber andere Funktionen gefunden, z.B. Bezirksver-waltung, Altenheim, Pension, Hotel. Und deutsche Namen fallen an jeder Ecke auf: Adler-Apotheke, Bäckerei, Thüringer Hof und Bahnhofstraße, abends speisen wir fein im Hansa-Hotel, natürlich auch ehemals deutsch.
Viel stärker als Windhoek repräsentiert das beschauliche kleine Swakopmund das wilhelminische Deutsch-Südwest. Hier leben besonders viele Deutschstämmige. Selbst die Straßen tragen noch vertraut klingende Namen. Prägend ist die sehr gut erhaltene Architektur der Gründerzeit.
Und diese geballt deutschen Eindrücke nun alle vor dem Hintergrund: ICH wollte eigentlich NIE nach Namibia reisen, eben wegen dieser Deutschtümelei. Ha, nun stecke ich mittendrin...und finde es schon wieder amüsant.
Am frühen Nachmittag schwingen wir uns zu viert in einem kleinen Propeller-Flugzeug in die Lüfte.    2 ½ Stunden wollen wir uns die totale Wüste bis zu den berühmten „höchsten Dünen der Welt“ bei Sossusvlei von oben anschauen, bevor wir die rote Dünenwelt zu Fuß am nächsten Tag erleben.
Es ist schon etwas Besonderes, diese wellige Sandlandschaft aus der Luft zu betrachten. Am östlichen Rand türmen sich die blauschwarzen Schatten des Naukluft-Gebirges. Die Dünen davor sind das Werk ständig wechselnder Winde, und der Stand der Sonne bestimmt das Farbenspiel. Sie umhüllt die Landschaft mit warmem Licht, überzuckert sie mit Pastelltönen zwischen Gold und Rosé. Die ersten Schatten fließen wie Schleier über den Sand. Der Blick hält sich an Dünenschwüngen, Verwehungen, Rillen und Schattenrissen fest. Sterndünen umschließen lehmfarbene Senken (durch starke Regengüsse u. Seenbildung entstanden). Ausgetrocknete „blinde Flüsse“ mit jahrhundertealten Kameldornbäumen, die lange Dürreperioden überstehen können, verraten den Verlauf. Schaue ich über dieses Wellenmeer, hab’ ich den Eindruck, ein samtener Teppich bedeckt die unberührten Sandformationen.