Schließlich kamen wir in dem kleinen Nest Graskop an, wo wir in einem Supermarkt wieder einkauften. Hier war alles voller Weihnachtsdekoration, dazu erklangen Weihnachtslieder. Ich deckte mich mit Obst und Säften ein und ging auf unserem Campingplatz heute zum dritten Mal unter die Dusche, weil es so heiß war. Angesichts der Hitze und der üppigen Flora und Fauna kam keinerlei Weihnachtsstimmung auf. Anschließend inspizierte ich die Landschaft. Unser Platz lag an einem kleinen See in einer Senke. Gegenüber auf der Anhöhe weideten Pferde, und die ganze Szenerie machte einen friedlichen Eindruck. Ich fotografierte die herrlichen weißen Iris, die hier wuchsen und dazu jede Menge Agapanthus in lila und weiß. Hier legte ich den neunzehnten Film ein.

Heute bekamen wir wieder ein tolles Abendessen: T-Bone-Steak vom offenen Grill mit Salat.

 

Schließlich saßen wir aber doch wieder im Bus und fuhren der nächsten Sensation entgegen: dem Zusammenfluß von Blyde und Treur. Zu den beiden Flüssen möchte ich vielleicht doch ein bißchen in die Geschichte gehen, und zwar bedeutet Blyde Freude und Treur Trauer. Die Buren waren auf ihrem großen Treck vom Südwesten in den Nordosten, also nach Transvaal, unterwegs. Unter unsäglichen Schwierigkeiten und Widrigkeiten aller Art nahmen sie diesen unglaublichen Treck auf sich, um sich endlich aus der Herrschaft und Unterdrückung durch die Briten zu befreien. Und hier in den hohen und schier unüberwindlich erscheinenden Drakensbergen ließen die Männer ihre Frauen und Kinder zurück, um festzustellen, ob es einen Übergang über die Berge gab. Die Frauen sollten bis zum folgenden Samstag warten. Wenn die Männer nicht zurückkehrten, war ihnen etwas zugestossen, in dem Fall sollten die Frauen alleine weiterziehen. Und so kam es dann auch. Als die Männer an jenem Samstag nicht zurück waren, nannten die Frauen den Fluß Trauerfluß = Treur. Die Männer waren jedoch nicht verunglückt, sondern trafen erst einige Zeit später über Umwege wieder zu ihren Frauen, und diese nannten den Fluß aus Freude über die Rückkehr der Männer dann Freude = Blyde. Und die Stelle, an der diese beiden Flüsse zusammentreffen, besuchten wir nun. Hier haben sich die "Bourke’s Luck Potholes" gebildet, eine der kuriosesten Naturerscheinungen, die ich je sah. Vom Wasser herangetragene Sände und Steine haben hier tiefe zylindrische Löcher in den Fels des Flußbettes gebohrt, in denen kreiselnd und sprudelnd sich das Wasser dreht, das vom Wasserfall herabstürzt.

 

Vier Stunden sind wir durch dieses Märchenland gelaufen und geklettert, haben Höhlen entdeckt und kleine Canyons, große Felsplateaus und herrliche Blüten und Pflanzen, sahen kleine Wasserfälle, die vor Höhlen herabfielen wie ein Vorhang aus Wasser und kleine Fische im seichten Uferwasser. Was für ein Paradies! Was für eine Einsamkeit! Ich gäbe was drum, hier in aller Stille nochmal wandern zu dürfen.