Und dieses Fleckchen Erde hat die Dichterin in mir wieder inspiriert:

Elfenteich

Unter lianenumschlungenen Bäumen

heben verschwiegene Tümpel an zu träumen.

Wispernd und hüpfend eilen Wasser dahin,

erzählen den Elfen Märchen und Sinn.

Libellen tanzen gaukelnd ihren Reigen,

tropfenschwere Blütenblätter sich neigen.

Dunkler Höhlenschlund lädt uns ein,

lautlos einmal ihr Gast zu sein.

Hand in Hand über Moos und Farn

weben die Nixen uns ihr Garn.

Flüsternde Gräser, tropfendes Blatt,

der Sonnenschein schimmert hier nur matt

in unsere geheime Zauberwelt,

und Fels und Teiche sind erhellt.

Leichtfüssig schweben wir über Felsplatten hin,

geben heut unserem Leben andern Sinn.

Glückseligen Kindern gleich strahlen wir uns an,

welches Geschenk nahmen wir heut’ an!

 

Wir liefen also hinab vom Ausgangspunkt Blyderiverpoort, Naturschutzgebiet, und mußten über große und kleine Felsen, über Lianen und moosbewachsene Abhänge, dann wieder über ebene Pfade und Felsplatten laufen. Atemberaubende Szenerien taten sich vor uns auf: kleine Teiche, die von Wasserfällen gespeist wurden, lianen- und schmarotzerpflanzenbewachsene Urwaldbäume verstellten uns den Weg. Von der Sonne durch kleine Lichtungen angestrahltes Moos schimmerte sanft, Wassertropfen blitzten auf Steinen und Blättern, und immer begleitete uns der Fluß Ohrigstad, der mal hier, mal da einen Tümpel, einen tiefen Teich und kleine Senken bildete.

 

Die Strecke bis dorthin wurde immer tierärmer, was Erwin uns ja für die ursprüngliche Fahrt in den Norden bis nach Venda so beschrieben hatte, und nachdem wir soviele Tiere gesehen hatten, schien uns diese Buschlandschaft ohne sichtbare Tiere doch recht langweilig. Wir hielten nochmal an einem schönen Aussichtspunkt, an dem man auf eigenes Risiko aussteigen durfte und sahen nochmals hinab zum schönen Olifants-River, der uns schon so lange begleitete. Hier sahen wir Geier und Trappen und eine Storchenart und immer wieder ein Huhn, dessen Namen wir leider nicht ausfindig machen konnten. Die meisten der Pflanzen, die wir entdeckten, ließen sich anhand eines guten Buches bestimmen. So blühten hier überall die Malagash-Lilien und Brunswigien.

 

Mit einem Bimmelbähnchen durchfuhren wir noch das ganze Gelände und fuhren dann in Richtung Stadt, um vom berühmten Carlton-Center vom 50. Stockwerk über die Stadt zu sehen. Waren wir soeben 220 m unter der Erde, so befanden wir uns nun exakt 220 m darüber, was für ein Wahnsinn! Unter uns lag Johannesburg mit seinen gigantischen Abraumhalden. Das sind die Überreste von 1600 Millionen Tonnen Gestein, das in den zurückliegenden knapp 100 Jahren zu Pulver gemahlen wurde, um daraus 1000 Millionen Unzen Gold zu gewinnen. Aber außer diesen Abraumhalden sind viele modernste Hochhäuser zu sehen, man glaubt sich teilweise in New York. Wir konnten ringsherum laufen und uns diese Stadt mit schätzungsweise 2,5 Mio Einwohnern (wovon etwa 2 Mio in Soweto leben) ausgiebig ansehen.

Hier ist auch seit sechs Monaten kein Regen mehr gefallen, und Johannesburg hat selbst kein Wasser. Es muß vom 120 km entfernten Vaal-Fluß hierher gepumpt werden.

Wir durchfuhren herrliche Villengegenden und luxuriöse Viertel, es gibt viele Golfplätze und wunderschöne Gärten. Aber es gibt auch eine enorme Kriminalität, und wir wurden immer wieder zur Vorsicht ermahnt.

 

Zuerst kamen wir nach Sabie zu den MacMac-Wasserfällen, die hier abenteuerlich in die Tiefe stürzen. Danach schraubte sich unser Rotel auf den Long-Tom-Paß hoch auf 2150 m Höhe, wo noch eine Kanone aus der Zeit der Burenkriege zu sehen ist. Weiter ging es nach Middelburg, und auf der Fahrt dorthin versetzte Erwin uns wieder in das Land der Märchen (afrikanische) und in seine Traumländer, allen voran Israel. Inzwischen wußte ich soviel über Israel und war so neugierig auf die Schönheiten dieses Landes geworden, daß ich beschloß, in Bälde nach Israel zu fahren. Eigentlich müßte Erwin Prämien von Rotel-Tours bekommen.

Die Landschaft um uns herum wurde ziemlich eintönig, Weide und Kühe und Kühe und Weide. Schließlich kamen wir in Middelburg an, wo ein völlig unerwartete Sensation auf uns wartete: in einem ausrangierten Waggon des legendären Bluetrain, dem luxuriösesten Zug der Welt, der Johannesburg mit Kapstadt verbindet, war ein Steakhaus eingerichtet worden. In diesem hocheleganten und festlich gedeckten und dabei bereits weihnachtlich geschmückten Waggon saßen wir also und harrten der Dinge, die da hoffentlich kommen sollten. Zwei selten hübsche schwarze Kellner bedienten uns auf das Beste, verwöhnten uns mit traumhaften Filetsteaks zu lächerlichen Preisen und kredenzten uns zum Abschluß noch Tiramisu und Capuccino.

 

Also, Abdullah reitet durch die Wüste und hängt seinen Gedanken nach. Und plötzlich kommt ihm die Idee, daß er gerne eine weiße Taube hätte und Allah darum bitten will. Er breitet also seinen Gebetsteppich aus, kniet nieder und bittet mit erhobenen Armen um die weiße Taube, dann beugt er den Oberkörper samt ausgestreckten Armen auf den Teppich. Als Esel zum Herreiten diente in seinem Falle unser Berliner, der Uwe, was Erwin sicher Spaß machte (Preußen und Bayern!). Schon bei dieser Szene, wie Erwin auf dem Rücken von Erwin zu reiten versuchte (Uwe ist groß und schlank, Erwin das Gegenteil mit kurzen Beinen), bekamen wir Lachkrämpfe. Als Abdullah alias Erwin mit seinem ersten Gebet um die weiße Tauben keinen Erfolg hatte, mußte Uwe ihm helfen. Sie baten Allah also zu zweit um die weiße Taube. Nichts tat sich. Da rief Erwin den dritten Mann aus unserer Runde, schließlich den vierten und fünften und zum Schluß den siebten. Wir lachten uns halbtot, als die acht Männer da auf dem Teppich knieten und um die weiße Tauben baten. Und dann sprach Abdullah alias Erwin: "Oh Herr, ein Wunder ist geschehen! Du schenktest mir zwar keine weiße Taube, aber dafür sieben Kamele!" Mit etwas Phantasie kann man sich die Situation vielleicht vorstellen. In so einer Runde ist das ein todsicherer Lacherfolg, und wir haben uns gekringelt, wie sie da alle auf dem Boden hockten.

 

Als wir den Krügerpark verließen, teilte Erwin uns mit, daß wir immerhin 500 km innerhalb des Parks zurückgelegt haben. Diese Strecke haben wir überhaupt nicht empfunden, weil sie so kurzweilig und aufregend war. Als wir das Städtchen Mica hinter uns ließen, tauchten vor uns die imposanten Drakensberge auf, die mich sofort faszinierten. Schon aus der Ferne sahen sie erhaben und gewaltig aus, und das waren sie auch, wie wir bald feststellen konnten. Die Ebenen davor sind mit großen Zitrusplantagen bepflanzt, und überall sahen wir herrlich saftige Orangen, die uns das Wasser im Mund zusammenlaufen ließen. Begleitet von der Kulisse dieser herrlichen Berge fuhren wir auf den 700 m hohen Abel-Erasmus-Paß hinauf und sahen von dort oben wieder den Olifants-River unter uns dahinfließen. Das Gestein hier besteht aus Sand und Speckstein, ist also sehr weich.

 

An diesem Abend bin ich sehr früh zu Bett gegangen, und am nächsten Morgen sah die Welt schon wieder freundlicher aus, auch wenn es bewölkt und nicht mehr ganz so warm war. Zur Entschädigung für die Fotopanne vom Vortag saß ich also wieder bei Erwin vorn und siehe da, nach kurzer Fahrt entdeckten wir die erste Löwin, die zielstrebig vor uns über die Straße lief. Und dieses Mal war mein Film richtig eingelegt. Da die Löwin ja relativ niedrig war im Vergleich zu unserem großen Bus, konnten die meisten gar keine Aufnahmen machen und wollten nun welche von mir haben. Das ist ja Ehrensache! Und als dann auch noch ein Leopard auftauchte, war ich mit dem Schicksal wieder versöhnt. Erwin meinte, daß wir ein unwahrscheinliches Glück hätten. Da es ja jetzt so grün im Park und überall genügend Nahrung für die Tiere zu finden war, sammelten sie sich nicht wie bei Trockenheit in der Nähe von Wasserlöchern, sondern durchstreiften den ganzen riesenhaften Park. Da ist es viel schwieriger, Tiere zu Gesicht zu bekommen. Es hat sein sollen, und wir waren sehr zufrieden!