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Nach dem Essen - es war schnell dunkel geworden wie überall in den Tropen - saßen wir auf unseren Hockern und diskutierten die Eindrücke des Tages. Dazu tranken wir Limca (Zitronenlimonade) und Bier. Wir hatten in Frankfurt im Dutyfree-Shop eine Literflasche Cognac zum Bakterientöten gekauft und sprachen dieser Flasche gleich am ersten Abend gut zu, denn wir hatten im Laufe des Tages unzählige Male Gelegenheit gehabt, uns wer weiß was zu fangen. Um 23.00 Uhr war ich so erschlagen und todmüde, daß ich den ersten Versuch machte, per Hechtsprung in unsere Koje zu kommen, was ich jedoch bald bereute. Es war derart stickig heiß und muffig darin, daß ich es nicht aushalten konnte. Eine Stunde später ging Erni dann auch mit, und so schlugen wir dann schwitzend und mit den unzähligen Moskitos kämpfend die Nacht tot. Geschlafen haben wir kaum, es war grauslig. Gegen 5.30 Uhr stand ich auf und ging in eines der gemieteten Zimmer, wo mir ein ungeheurer, feuchter Dampf von der Duscherei am Vorabend entgegenschlug. Die Toilette war verstopft, die Wasserspülung kaputt. Das fing ja gut an!

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Nach dem Frühstück - was im Freien um diese Uhrzeit direkt ein Genuß war - sind wir um 8.00 Uhr also mit unserem Ersatzbus gestartet in Richtung Süden nach Jaipur in Rajasthan, der ärmsten Gegend Indiens am Rande der Wüste Thar. Als wir Delhi hinter uns gelassen hatten, begann eine ganz neue Welt für uns: karge, trockene Landschaft mit vereinzelten Büschen und Bäumen, aufgerissener Boden und Staub, soweit das Auge reichte. Überall sah man Kühe, Ziegen und bei Ortschaften auch viele Streifenhörnchen, Raben und Mischlingshunde. Außerdem überall die gemächlichen, ziemlich dumm dreinschauenden Wasserbüffel, von denen man den Eindruck gewinnt, daß sie nichts auf der Welt erschüttern kann. Mit stoischer Ruhe stehen sie da und glotzen oder kauen, vielleicht das einzig Richtige!

Wir fuhren durch sehr arme Landschaften, vorbei an ausgetrockneten Flußbetten (es hatte seit einem Jahr nicht mehr geregnet) und ärmlichen Dörfern, die aus einigen Lehmhütten mit Strohdächern bestanden. Wir schwitzten wahnsinnig, der Schweiß lief uns wie Wasser am Körper entlang. Wir saßen übrigens in der achten Reihe, der Bus hatte insgesamt 10.

Zwischendurch hielten wir immer wieder mal an zum Fotografieren oder um eine Buschpause einzulegen (Buschpause = Pinkelpause hinter einem Busch, sofern einer da ist). Gegen 12.00 Uhr machten wir Mittagsrast. Als wir aus dem Bus stiegen, fegte uns heißer Wind um die Ohren, es war, als bliese einem ein tüchtiger, heißer Föhn mitten ins Gesicht. Wer wollte, konnte aus Franz’ Bordküche was essen, d.h. es gab die geschmuggelten Aludöschen mit Gulasch und Kartoffeln oder Früchtereis oder ähnliches für DM 2,50. Kochen brauchte Franz das Zeug nicht, denn es war während der Fahrt kochendheiß geworden. Und da diese Mahlzeiten teilweise schon seit Monaten unterwegs waren im heißen Indien, waren sie wohl totgekocht. Aber immerhin hatte man was im Magen, wenn man Hunger hatte. Wir haben allerdings die ersten 5 - 7 Tage mittags nur ein paar Orangen oder gar nichts gegessen, wir lechzten nur nach Wasser, nach Trinkwasser. Und das ist ja in Indien das knappste überhaupt. Hätte Indien genügend wasser, es könnte steinreich sein. So gesehen ist Wasser mehr wert als Gold. Und wir lernten das Wasser schätzen auf dieser Reise. Manches Mal wären wir bereit gewesen, DM 10 für ein Glas Trinkwasser zu bezahlen, wenn wir es nur hätten bekommen können. Wenn man bedenkt, daß man bei uns für eine einzige Klospülung 9 l gutes Trinkwasser verschwendet, während die Frauen hier auf den Dörfern das Wasser in Messingkrügen für die ganze Familie oft kilometerweit heranschleppen müssen aus Brunnen oder manchmal auch stehenden Gewässern, in denen die Büffel liegen, dann sollte man sich bewußt machen, daß wir bei uns in einem sicher nicht verdienten Luxus leben. Wir hatten einfach unheimliches Glück, in Europa geboren zu werden und nicht in Indien oder sonstwo, wo es kein Wasser gibt.