Die Männer bauen das Schlafabteil auf und geben den Frauen dann Anweisungen, wie wir die zwei Eimer Kartoffeln zu schälen haben, die Horst für das heutige Chili con carne mit Kamelfleisch braucht. Heute gibt es bei mir eine echte „Buschdusche", d.h. ich suche mir einen überhängenden Felsen in entsprechender Höhe und stelle meinen Wasserkanister darauf. Dann drehe ich den Hahn auf und lasse das kühle Naß über mich laufen. Es stört mich auch nicht, daß gerade in dem Moment ein Mongole vorbeireitet. Er läßt sich auch nichts anmerken und reitet weiter. Beim Bus sind etliche Reiter angekommen, auch der Parkwächter mit seinem uralten Motorrad ist da. Sie löffeln gerne unser Chili con carne und sind stille, dezente Besucher. Wir machen später noch ein ordentliches Lagerfeuer und genießen diese letzte Gelegenheit dazu.

Auch der nächste Morgen ist wieder wunderschön frisch und sonnig. Wir erreichen bald in 1668 m Höhe den Heiligen Berg-Nationalpark, und dieser auffällige Berg hat wirklich etwas Magisches an sich. Hier halten wir uns länger auf und hängen auch die Mittagspause dran. Eine Nomadenfamilie tränkt hier ihre Tiere, und viele Mongolenkinder schauen uns interessiert zu. Ich sitze lange auf einem erhöhten Stein und schaue in die Landschaft und genieße die Stille. Hier zählt die Zeit nicht, es gibt keine Termine und nicht 1000 Muß. Wie tröstlich, daß es das überhaupt noch gibt auf unserer Welt.

 

Die Nacht war laut und stürmisch, aber der Morgen ist wieder schön und frisch. Es ist wieder Sonntag, und es gibt wieder Spiegeleier zum Frühstück. Wir fahren zuerst nach Dalandsadgad, um zu tanken und nehmen dann Kurs nach Nordosten, weil wir heute den großen Erdsteine-Nationalpark besuchen wollen. Martin gibt uns wieder viele Informationen über Land und Leute, Sitten und Gebräuche. Wir brettern und rütteln wieder stundenlang durch trostlose, topfebene Wüste, die wie ausgestorben scheint. Dann jedoch überzieht langsam wieder ein leichter grüner Schleier die Landschaft, und bald sehen wir auch wieder die ersten Pferde und Kamele, Ziegen und Schafe. Die Sonne brennt wieder erbarmungslos herab, als wir an einer Wasserstelle Aberhunderte von Tieren sehen, die zur Tränke gehen. Die Nomaden holen das Wasser mit einem Gefäß aus Autoschläuchen aus dem Brunnen und gießen es in eine Rinne, aus der die Tiere nach und nach trinken. Die meisten Tiere dösen regungslos in dieser grenzen- und schattenlosen Ebene.

In einem winzigen Dörfchen kaufen wir ein bißchen ein, dann gibt es auf 250 km keinen Ort mehr. Kurz hinter dem Ort machen wir unsere Mittagspause, während Horst mit einigen Helfern zwei Stoßdämpfer austauscht, eine wahrhaft schwere und mühsame Arbeit bei unserem Mordsgefährt. Schließlich kommen wir in den Aimak Mittelgobi und fahren Kilometer um Kilometer durch eine trostlose, glühende Einöde. Fast alle pennen vor sich hin, aber ich finde die Wolkenbildungen so phantastisch, daß ich eine Aufnahme nach der anderen mache. Dann endlich wird die Landschaft wieder grüner, und wir sehen wieder viele Pferde und Kamele in großen Wasserstellen stehend. Gegen 18.30 Uhr kommen wir an unserem Über-nachtungsplatz im Nirgendwo an und sind von der Hitze und dem anstrengenden Fahrtag total erledigt. Horst hat noch lange nicht Feierabend, sondern kocht für uns noch Nudeln mit einer sehr leckeren Kamelfleischsoße. Der Mann arbeitet jeden Tag 14 - 16 Stunden und das seit über 20 Jahren bei Rotel. Dazu muß man wohl geboren sein.