Steil ragen die Felswände zu beiden Seiten auf, und wir erkennen etliche Geier- und Adlernester, deren Bewohner über uns kreisen. Eine große Herde Yaks mit Kälbern kommt uns entgegen, macht aber sofort kehrt, als sie uns sieht und marschiert gelassen durch das Bachbett in die immer enger werdende Schlucht hinein. Diese Schlucht ist nur im Juli und August begehbar, und oft findet man selbst dann noch Eis. Wie eisig muß es hier im Winter sein. Als wir keinen Weg mehr finden und uns nur noch durch das Bachbett fortbewegen könnten, halten wir bei einem Owoo an und sehen etwas über uns etliche Steinböcke. Einer ist so nett und stellt sich direkt auf die Bergkuppe. Gegen die Sonne gibt er ein tolles Profil ab. Auf dem Rückweg mache ich halt bei einem Mongolen, der ein paar geschnitzte Tiere zum Verkauf anbietet. Ein schöner kleiner Stein-Yak wird als Souvenir mitgenommen. Als wir wieder am Bus ankommen, hat Horst schon eine deftige Suppe gekocht und wir langen ordentlich zu. Gegen 19.00 Uhr fahren wir weiter zu unserem Camp in der Nähe von Dalandsadgad und brettern einfach quer durch die Wüste. Laut unserem Reiseleiter hat dieses Jahr noch keine Gruppe soviel Glück mit dem Wetter gehabt wie wir. Die vorige Gruppe hatte 14 Tage Regen, Kälte und jede Menge Schlamm. Da werden sicher andere Erinnerungen mit nach Hause genommen worden sein.

 

Der nächste Morgen begrüßt uns frisch und sonnig. Wir fahren quer durch die Wüste in westlicher Richtung, immer flankiert von den Altai-Ausläufern. Heute sitze ich bei Lothar vorne in der zweiten Reihe am Fenster. Hier kann ich ungestört die Landschaft anschauen und auch fotografieren, was ich auf meinem Rückbankplatz in der Mitte längst nicht so kann. Ausserdem ist Lothar weitaus unterhaltsamer als meine drei Herren. Um 9.30 Uhr ist es im Bus schon 28° heiß, und wir rütteln und schütteln stundenlang durch die platteste Wüste, die sich denken läßt. Die Pinkelpause bietet uns Frauen keine Auswahl an Hügeln , aber man gewöhnt sich an alles, und wenn es sein muß, nimmt man eben auch mit einem „Flachklo" vorlieb. Allerdings muß man angesichts des ständig starken Windes auf die Windrichtung achten...

Wir fahren ins Gebirge hinein auf einen Paß in 2000 m Höhe und haben einen herrlichen Blick auf die singenden Dünen. Bald haben wir unser Jurtencamp für die heutige Übernachtung in Sicht, fahren jedoch noch einige Kilometer weiter bis zu den Dünen, weil wir diese natürlich erklimmen wollen. Trotz unserer Bemühungen ist selbst der Fuß der Düne noch zu weit, um in weniger als 2 Stunden erreicht zu werden, und da der Himmel sich immer drohender zuzieht und offenbar ein Gewitter ansteht, drehen wir nach einer Weile um. Einige fahren mit dem Bus zum Jurtencamp, aber die meisten wollen zu Fuß zurücklaufen. Ich natürlich auch. Und so laufe ich querwüsteein in Richtung Camp, als es immer stärker zu stürmen beginnt und der Himmel immer dunkler wird. Donnergrollen ist zu hören, und ganze Windhosen voller Sand wirbeln herum. Der Wind wird langsam verdammt unangenehm und der Sand ebenfalls. Meine Zähne knirschen, und ich lege noch einen Zahn zu. Zu dem Sandsturm kommen jetzt auch noch Regentropfen, es wird wahrlich verdammt ungemütlich. Eine geradezu apokalyptische Atmosphäre macht sich breit, und ich bin froh, endlich im Camp anzukommen, wo ich mir erst mal den Sand vom Leib klopfe und dann in das Restaurant gehe, das einer Berghütte nicht unähnlich ist. Hier trinke ich eine Cola für den Kreislauf.