Kurze Zeit später ist die Sonne wieder da, aber der Wind bläst immer noch gewaltig. Wir löffeln unsere Suppe mit dem Rücken zum Wind, da wir sonst eine Riesenschweinerei veranstaltet hätten.

Der nächste Morgen ist windstill, sonnig und sehr angenehm. Wir fahren nochmal an einer anderen Stelle zu den Dünen und freuen uns über die schönen Licht-Schatten-Kontraste der Dünenkämme. Es ist total still hier. Einige Kamele sind in Sicht, und wir wundern uns wiederum, wie hier ein Lebewesen existieren kann. Wir jedenfalls wären hier sehr schnell nur noch Staub. Nach einigen Stunden Wüstenpiste fahren wir extra wegen der Mittagspause ein Stück weit in eine Gebirgsschlucht hinein, wo wir zu unserer Freude eine kleine Herde prächtiger Kamele vorfinden, die jedoch eiligst die Flucht ergreifen, als sie unser Ungetüm wahrnehmen. Wir steigen aus, und während die anderen essen, laufe ich in der Schlucht entlang. Da kommt mir ein stattlicher Kamelhengst entgegen, das größte und schönste Tier, das ich bisher sah. Erst stutzte er, aber als ich dann auf die andere Seite ging, stolzierte er ganz selbstbewußt weiter in Richtung Bus, der hinter der nächsten Biegung stand. Ich hatte erwartet, daß er angesichts der vielen Menschen schleunigst kehrt machen würde, aber er dachte gar nicht daran. Mit stolz erhobenen Kopf und demonstriertem Selbstbewußtsein ging er weiter und gelangte an die kleine Quelle, deren Wasser genau vor unserem Bus entlangfloß. Das war sein Ziel, und er soff gierig das Wasser in großen Schlucken. Ab und zu hielt er inne und schlackerte mit den nassen Lippen, was ganz witzig aussah. Wir waren alle ganz angetan von diesem schönen Tier und fotografierten nach Herzenslust. Er benahm sich wirklich wie ein Star und zeigte sich ausgiebig von allen Seiten.

 

Ich konnte mich gerade noch am Türrahmen festhalten. Das hatte ich schon öfter und es verging auch gleich wieder. Ein paar Minuten später wollte ich Martin etwas zeigen, der im geöffneten Fahrerhaus saß, als mir wieder schwarz vor Augen wurde. Ich kam erst wieder zu mir, als Martin mich festhielt und mir Wasser über den Kopf schüttete. Meine Kinnpartie tat höllisch weh, offenbar war ich auf den Bus aufgeschlagen, ohne es zu merken. Kreislaufkollaps nennt man sowas! Mir war es gar nicht wohl zumute, aber nachdem ich eine Weile flachgelegen hatte und Kreislauftropfen und Wasser getrunken hatte, ging es langsam wieder. Später widerfuhr auch anderen das gleiche, wieder andere hatten ordentliche Erkältungen oder Magen-Darm-Verstimmungen. Insgesamt muß einen das angesichts der Strapazen, der Hitze und der ungewohnten Höhe aber auch nicht wundern.

Später habe ich mit Martha noch einen Hügelspaziergang gemacht, und dann saßen wir alle noch um unser Lagerfeuer unter dem Sternenhimmel.

Am nächsten Morgen fuhren wir durch eine Wüstenlandschaft voll schöner Sand- und Felsformationen weiter Richtung Dalandsadgad in der Südgobi. Hier wuchsen stellenweise Saxaulsträucher und kleine, dornige Polster. Kein Lebewesen ist in Sicht. Dann sehen wir die südlichen Ausläufer des Altai-Gebirges. Hier dürfen wir aussteigen und eine Stunde durch die stille Wüste laufen, bis uns der Bus auf einer Anhöhe wieder aufnimmt. Auf dem Bergrücken steht eine Gazelle wie eine Statue und schaut die längste Zeit zu uns herunter, ohne sich zu bewegen. Nach einer Weile sehen wir von einer Anhöhe aus bereits die größten Sanddünen der Gobi in der Ferne hell leuchten. Diese Sanddünen sind 3 - 5 km breit, 150 km lang und bis zu 300 m hoch. Sie sehen gewaltig aus und heben sich mit dem weißen Sand sehr schön von den dunklen Bergen des Altai ab. Es kostet uns aber noch eine gewaltige Anstrengung, mit 15 kmh über eine gräßliche Rüttelpiste bis zu unserem Übernachtungscamp zu gelangen, wo uns Duschen erwarten und sogar ein ganz ordentliches Restaurant mit luftiger Terrasse. Sogar ein paar Sitzbänke stehen zwischen den Mietjurten, auf die sich angesichts der Hitze in der Gobi niemand setzen mag. Die Hauptattraktion inmitten dieser trostlosen Wüste sind wieder mal die Dusche und die WC’s, die nach vier Tagen Staub und Hitze einen wahren Hochgenuß versprechen. Anschließend frische Wäsche anzuziehen und die Haare im Wind trocknen zu lassen, sind eine Freude besonderer Art. Im Restaurant gibt es nur ein Menü, das aus Nudelsalat, Hammelsuppe, Kamelgulasch und Keksen besteht. Ich genehmige mir eine Tasse Kaffee, die unerwartet gut schmeckt. Als ich etwas Süßes dazu bestelle, bekomme ich gefüllte Kekse. Das ist ja fast wie zu Hause!