Ab und zu sehen wir doch wieder Kamele und wundern uns, wie sie angesichts dieser kargen Einöde überhaupt genug Nahrung finden können, um so gesund und wohlgenährt auszusehen. Der Zustand der beiden Höcker gibt Auskunft über den Zustand eines Kamels. Wenn beide Höcker wohl gefüllt sind und aufrecht stehen, ist das Tier kerngesund und in gutem Allgemeinzustand. Das Kamel ist in der Lage, in diesen Höckern pures Fett zu speichern und davon im Bedarfsfall zu zehren. Diese Kamele hier hatten alle schöne pralle Höcker, aber später sahen wir auch etliche mit wackelnden oder schlappen Höckern. In der Gobi gibt es über 200.000 Kamele, ausserdem die letzten 1000 echten Wildkamele, denen man aber kaum begegnen wird, weil sie scheu und in sehr unzugänglichen Gebieten leben.

Auch Gazellen sahen wir hier in Mengen. Sie sind ebenfalls sehr scheu und suchten sofort das Weite, wenn unser lärmendes Ungetüm von Bus auftauchte. Die Landschaft verwandelt sich zusehends in eine platte Mondlandschaft, die nur selten von ein paar Hügeln unterbrochen wird. Die Sonne knallt erbarmungslos vom Himmel, als wir in solch einer Hügelansammlung unseren Übernachtungsplatz wählen. Ich schnappe mir gleich meinen Koffer, um einige Dinge auszutauschen und neue Filme zu holen und um Martha noch ein T-Shirt zu leihen, als mir schwarz vor Augen wird.

 

Nach dem Essen laufe ich von einem Hügel zum anderen und genieße die traumhafte Aussicht auf die unendliche Landschaft und das wunderschöne Spiel von Licht und Schatten. Das milde Seidenlicht am Abend schafft herrliche Konturen. Der Bewuchs hier ist sehr spärlich. Um so erstaunter bin ich, hier viele sibirische Sternwurze (Orostachys spinosus) zu finden. Drei kleine Ableger nehme ich mit und hoffe, daß sie weiterwachsen.

Unsere Gruppe ist so begeistert von der Landschaft, daß auf fast jedem Hügel jemand herumläuft und die untergehende Sonne bestaunt. Es ist absolut friedlich, still und schlicht wunderschön hier am Rande der Wüste Gobi.

Der nächste Morgen ist frisch und windstill. Wir durchfahren eine endlose Ebene, in der man ohne weiteres 50 km weit schauen kann. Daher sagen die Mongolen im Süden, daß sie am Morgen schon sehen können, wer am Abend zu Besuch kommt.