Das ist für diesen Tag zu viel für meine Nerven. Ich bin ja eigentlich recht tierlieb, aber eine Kuh, die ihre Nase in meinen Suppenteller steckt, geht heute doch über meine Kräfte. Nach kurzer Überlegung, ob ich besser in den Fluss fliehe oder ins Zelt, ziehe ich letzteres vor. Meine Suppe darf mein Vater essen, meinetwegen auch die Kuh! Ich streike. Mein Vater amüsiert sich dagegen köstlich.
Das ist sicher die Rache der Hof-Trolle, weil wir ohne Erlaubnis hier zelten.
 
 
16/17. August – Kilometerfressen
Ich scheuche meinen Vater schon um fünf Uhr früh aus dem Schlafsack. Ich will weg hier, bevor die Kuherde wider kommt oder womöglich ein wütender Bauer. Immerhin hat sich der Wind gelegt. Das Frühstück holen wir einige Zeit nach dem Aufbruch nach und dann habe ich auch mein inneres Gleichgewicht wiedergefunden. Fürs Erste jedenfalls.
Auf unserem Weg gibt es eine kleine, grasbedeckte Kirche zu besichtigen, die wegen ihres besonderen Steinfußbodens berühmt ist. Wir lehnen unsere Räder gegeneinander und gehen in das Kirchlein. Drinnen macht sich gerade eine Reisegruppe zum Aufbruch fertig. Dann ist es still in der Kirche und recht dämmrig. Vom Fußboden kann ich nicht viel erkennen, dafür interessiere ich mich mehr für das Glockenseil (ich wollte schon immer mal Kirchenglocken per Hand läuten) und die kleine Orgel. Schließlich wollen auch wir gehen – doch die Tür geht nicht auf. Irgendjemand aus der Reisegruppe hat sie wohl ordentlich von außen verriegelt und dabei nicht an uns gedacht. Tja, was machen wir nun?
Wir sitzen fest. Wir  warten. Inzwischen überlege ich, ob ich die Orgel ausprobiere oder endlich meinen Traum vom Glockenläuten erfüllen kann, bis uns jemand hört und befreit. Doch noch während ich den Plan meinem Vater unterbreite, öffnet sich die Tür und eine neue Reisegruppe strömt herein. Hurra, wir sind frei!
112 Kilometer wollen wir in zwei Tagen zurücklegen und zunächst durchqueren wir den wegen seiner plötzlichen Sandstürme gefürchteten Mýrdalssandur. Auf jeder Seite dieser kilometerlangen Sandwüste sind Warnschilder aufgestellt, die mit roten Lampen warnen, wenn im Innern ein Sandsturm tobt. Wir haben Glück und kommen ungehindert hindurch, umgeben vom eintönigem Grau.