Wir fuhren anschließend zurück nach Sevilla durch das Weltausstellungsgelände und dann hinein in die Stadt zur Plaza de Espana, einem gigantischen Platz mit herrlichen Gebäuden, Kacheln, Brücken und Türmen. Dann waren wir „frei“ und spazierten durch den Park Maria-Luisa mit Wasserspielen, Brunnen, einladenden Bänken. Eine Oase der Ruhe in dieser pulsierenden, lauten Stadt, die uns aber magisch anzog. Wir spazierten wir durch die engen Gäßchen des Altstadtviertels Santa Cruz, fanden ein typisch spanisches Lokal, wo ich eine Spezialität des Landes, die Gazpacho, probierte. Das ist eine kalte Suppe aus püriertem Gemüse mit viel Knoblauch. Bei der Hitze echt lecker! Wohlgestärkt liefen wir anschließend stundenlang durch die Straßen, fanden tolle Geschäfte, viele Kirchen, Prachtgebäude und Plätze voller Menschen. Sevilla ist eine hektische, lärmende Stadt mit großer Ausstrahlung und Anziehungskraft. Sie hat uns sehr gefallen, und wir wären hier gerne bei Nacht durchgezogen, aber der Campingplatz rief, und heute hat Rotel für alle Paella bestellt im Restaurant. Auch diese Variante konnte mich nicht begeistern. Dafür der anschließende Sangria um so mehr.

 

Der nächste Morgen ist sonnig und windstill. Wir sitzen wie gehabt schweigend im Bus. Peter fragt mehrfach, wieso wir so still sind. Die alten Ehepaare haben sich offenbar nichts mehr zu sagen, die Singles halten sich vornehm zurück, und eine Ulknudel gibt es in diesem Bus auch nicht. Gerda sitzt etliche Reihen vor mir, und so herrscht halt Grabesruhe.... Wie lustig und geradezu geschwätzig war dagegen die Truppe in der Mongolei im letzten Jahr. Wie oft habe ich in den letzten Tagen an die Stille und Weite der schönen Mongolei gedacht und wie sehr habe ich mich danach gesehnt. Aber krasser kann der Gegensatz gar nicht sein als hier, man kann nicht vergleichen. Eines weiß ich aber jetzt ganz sicher: ich bin ein Naturmensch, kein Stadtmensch! Trotz all der herrlichen Bauwerke schreckt mich der Lärm und vor allem die Unmengen Menschen überall. Bisher wußte ich offenbar nicht, was Massentourismus ist, jetzt weiß ich es, und ich werde ihn künftig meiden und wieder in die Wüste fahren.

 {{g_ads}}

Wir sind heute auf dem Weg nach Merida, einer nichtssagenden Stadt, die wir besuchen, weil es dort die bedeutendste römische Ruinenstadt auf iberischem Boden gibt, die mich nicht interessiert. Sehr wohl interessieren mich aber die phantastischen Blumenwiesen und die schöne Landschaft der Sierra Morena, durch die wir fahren. Wir sind hier in der Extremadura, wo die schwarzen Schweine (Stichwort Schinken) sich mit Steineicheln vollfressen und wo die Kampfstiere ein paradiesisches Leben führen, bis sie in der Arena qualvoll sterben unter dem Jubel der Massen.

 

Es ist heiß und windstill in dieser herrlich blühenden Landschaft, die zunehmend flacher wird. Auf der roten Erde wachsen großflächig Weinreben. Als wir in Merida gegen Mittag ankommen, ist es 36° heiß. Wir laufen über die 800 m lange Römerbrücke über den Guadianafluß und machen anschließend Mittagspause. Die Stadt ist rappelvoll mit Teenagern. Es sind Schüler aus ganz Spanien, die hier zu einem Austausch ein paar Tage verweilen und die alle gleichzeitig um 16.00 Uhr in die römischen Ausgrabungen wollen, weil das zu ihrem Programm gehört. Was für ein Lärm und Umtrieb. Gerda und ich sind uns wieder mal einig, und während alle schwitzend zwischen römischen Bröckele rumspazieren und pflichtschuldigst den endlosen Ausführungen über die Geschichte zuhören, genehmigen wir uns Kaffee und Cola im Schatten und lästern über Gott und die Welt. Herrlich! Als dann das ganze lärmende Volk wieder die Straßen überrollt, verlassen wir die Stadt.