Wir fahren immer an den sagenhaft tobenden und schäumenden Stromschnellen des Urubamba entlang und werden nicht müde, dieses wilde Wasser anzuschauen. Ich fotografiere unentwegt. Ich habe auf dieser Reise zum ersten Mal eine Digitalkamera dabei und zu Hause schon fleissig geübt.

Steil ragen die Felswände in die Höhe. Linker Hand taucht ein schneebedeckter Vulkan auf. Zahllose Orchideen und riesengrosse blühende Bromelien sitzen in den flechtenbehangenen Bäumen. Gelbe und orangefarbene Blüten leuchten weithin, dazu die hohen Blütenstängel der Agaven, hier eine ganz filigrane Art.

Bis Ollantaytambo ist die Fahrt aufregend und abenteuerlich, dann weitet sich das Tal, und die landwirtschaftliche Nutzung beginnt mit Ackerbau und Viehzucht. Unser Zugpersonal sorgt für einen echten Gag, denn sie präsentieren sich als Models und führen uns edle Alpaca-Kleidung vor in Form von Pullis, Ponchos und Umhängen. Dazu tanzt einer in einer eigenartigen Verkleidung mit Kopfputz. Wir haben keine Ahnung, was es darstellen soll, finden die ganze Sache aber zum Schreien komisch. Das ist ein bisschen so, als würden z.B. unsere bayrischen Zugbegleiter den japanischen Touristen im Zug Lederhose, Dirndl und Schuhplattler vorführen. Gitte lacht so, dass ihre sonnenverbrannte Lippe platzt.

 

Bei Kilometer 82 beginnt der legendäre Inkatrail, auf dem man in 3 – 4 Tagen Machu Picchu auf einer tollen Wanderung erreicht und dabei einen Pass in 4.100 Metern Höhe überwinden muss. Keine leichte Tour, aber sehr reizvoll. Das könnte mir gefallen.

Wir sind inzwischen fast 2000 Meter tiefer als bei der Abfahrt, es wird wärmer und die Vegetation tropisch und üppig. Orchideen, Bromelien und zahllose Farne „fliegen" an uns vorbei. Es ist so, als würden wir durch einen botanischen Garten fahren, und immer entlang an den tosenden Wassern des Urubamba. Phantastisch schön!

Gegen 9.30 Uhr kommen wir in Aguas Calientes an. Dieses Städtchen ist total auf Massentourismus eingestellt. Es gibt einen grossen Indiomarkt, jede Menge Restaurants und Hotels mit saftigen Preisen. Hier steigen wir in einen Shuttle-Bus, der uns 8 km weit auf einer Schotter-Serpentinen-Strasse hinauf nach Machu Picchu fährt. Allein diese Fahrt ist umwerfend, denn die Vegetation begeistert mich total. Orchideen, wohin man blickt in hell- und dunkelrosa, ganze Büschel und wie ausgesät blühen sie da. Dazu viele gelbe ballonartige Blüten, die wir nur zu gerne genauer anschauen würden. Wir überlegen, den Rückweg zu Fuss zu gehen, denn Zeit haben wir genug.