Diese Fahrt in der Nacht ist nicht als schwierig, sondern eher als gefährlich einzustufen. Keines der Bikes ist für Nachtfahrten gerüstet. Bei drei Motorrädern funktioniert gar kein Licht. Wir wissen während dieser paar Stunden nicht einmal, ob noch alle auf dem richtigen Weg sind, ob sie zurückgeblieben sind oder sich verfahren haben. Wir fahren nämlich in kleinen Gruppen zu zwei oder drei Mann und nur innerhalb dieser Gruppen versuchen wir, uns gegenseitig nach Stürzen aufzuhelfen, den Weg halbwegs auszuleuchten und den Anschluss nicht zu verlieren.

Für mich als Neuling ist es eine Horrorfahrt. Ich versuche knapp hinter Timi zu fahren, sodass das Gelände von unseren beiden Bikes ausgeleuchtet wird, und dabei aber nicht in seine Spur zu kommen, denn das wäre ein fast vorprogrammierter Sturz. Einige Male passiert es dennoch und mich haut es hin.

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Es ist aber schon ein tolles Gefühl zu wissen, etwas geschafft zu haben, das die Profis beim Millionen­unternehmen PARIS–DAKAR noch nicht einmal versucht haben – Nachtfahrten mit schlechtem Licht. Nach einigen Stürzen und total entkräftet kommen wir irgendwann in der Nacht an unser Ziel. Trotz der späten Stunde und der körperlichen Erschöpfung werden ordentlich die Zelte aufgebaut. Der Esstisch (LKW-Seitenwand) wird gedeckt, und die Sessel (Klappsessel oder Werkzeugkisten) werden aufgestellt. Und das Wichtigste: Es wird eine schmackhafte, warme Mahlzeit zubereitet. Das Abendessen besteht (auch in den kommenden Tagen) hauptsächlich aus Nudeln mit verschiedensten Soßen. Jeder bekommt eine ordentliche Schüssel voll und so hab ich nach den vier Wochen durch die einseitige Ernährung fünf Kilo mehr auf den Rippen.

In der Nacht ist es wieder mal saukalt. Ich reibe meine von den vielen Stürzen schmerzenden Körperteile mit Franzbranntwein ein. Keine gute Idee, denn danach ist mir noch kälter. Doch auch diese Nacht vergeht.