16. März 2007 – St. Andrews / Godthul / Grytviken

Position am Nachmittag: 54°21' S / 36°05'W

Lufttemperatur: 2°C, Wassertemperatur 3°C,

Morgens um 8:00 Uhr ging`s los: Trotz des Schneesturms und Nebels landeten wir in der St. Andrews Bucht: Heute zeigte Südgeorgien ihr antarktisches Gesicht! Aber etwas stimmte nicht: Waren das wirklich Rentiere, die da neben den Königspinguinen standen? Und tatsächlich: Rentiere wurden im letzten Jahrhundert von den Norwegern in Südgeorgien eingeführt.

Die Schneeflocken tauchten die fünf kilometerweite Bucht in eine fast unwirkliche Traumlandschaft. Wir machten uns auf den Fußmarsch zur größten Königspinguinkolonie von Südgeorgien. Schon von weitem sahen wir, dass es mehrere Zehntausende bis an die hunderttausende Königspinguine sein müssen, die die Bucht bevölkern. Mitten durch das Zentrum der Kolonie zieht sich ein kleiner Fluss, der von den beiden nahen Gletschern Heaney und Cook gespeist wird. Gleichmäßig reihten sich in der weiten Schwemmebene ein Pinguin an den anderen, ihr Abstand schien sich mit zunehmender Entfernung eher zu verdichten, als auszudünnen.

Bei der Kolonie angelangt, konnten wir einen Einblick in das Sozialverhalten dieser schönen Vögel gewinnen: Hier stritten sich zwei Erwachsene um ihr Territorium, da wurde ein Ei zum anderen Partner übergeben. Die kleinen, braunen “Woll”-Küken wurden gefüttert und von den Schnabelhieben der Nachbarn beschützt. Und überall das Rufen und Trompeten der Erwachsenen vermischt mit dem zarten Piep-Lauten der Küken. Hier konnte man sich wirklich stundenlang aufhalten. Einige von uns sahen sogar einen Pinguin mit einer schwarzen Bauchseite.

Die St. Andrews-Bucht ist nicht nur für die Königspinguine ein Paradies. Die mehr als 2.000 m hohen Berge der Allardyce-Gebirgskette schirmen die vorherrschenden Westwinde ab, und bieten auch den Seeelefanten und Pelzrobben Schutz. So hatten wir ebenfalls die Gelegenheit uns die Robben nochmal genauer anzuschauen.

Am frühen Nachmittage stand unsere zweite Landung für diesen Tag auf dem Programm. Godthul, das bedeutet auf norwegisch “gutes Loch” und wurde wahrscheinlich von norwegischen Robben- und Walfänger so benannt. Nahe bei Grytviken gelegen, diente es den Walfängern als Übergangsbasis. Viele Walknochen säumen den Strand und rostende Kessel zeugen von der Blütezeit des Walfangs.

Wir machten uns gleich auf den Weg durch das Tussockgras, um die Eselspinguinkolonie zu besuchen. Aber mancher von uns entschied sich doch für eine Wanderung am Bach zu den Wasserfällen durch die tundraähnlichen Landschaft. Wer Glück hatte, konnte hier sogar die Südgeorgische Spießente beobachten.

Abends um sechs erreichten wir Grytviken. Diese alte Walfangstation wurde vom norwegischen Kapitän Carl Anton Larsen 1904 gegründet. Mit drei Schiffen und 60 Landsmänner kam er damals, als einer der ersten Walfänger auf die Insel und benannte sie Grytviken – “Kesselbucht”. Heute noch stehen in der Bucht die großen Tranbottiche aus der Robben- und Walfangzeit.

Die Regierungsoffizierin Emma kam an Bord, um unsere Einreisepapiere und Pässe zu prüfen. Außerdem besuchten uns zwei Wissenschaftlerinnen an Bord und gaben uns einen Einblick in ihre Arbeit auf Südgeorgien. Miriam Iorwerth hielt einen Vortrag über die Verwaltung des Kulturerbes auf Südgeorgien. Anjali Pande, leitende Wissenschaftlerin in Grytviken (Fisheries Research and Management at South Georgia) sprach über die Erforschung und Nutzung des Krill und der heimischen Fischereibestände.

Für den Abend hatten wir (fast) die gesamte Bevölkerung (13 Personen) von Grytviken zum Barbecue auf unser Schiff eingeladen. Unsere Köche Benjamin und Richie hatten wie immer ein köstliches Essen zubereitet: Es gab Gegrilltes, Fisch, Salate und eine Fruchtbowle, die es in sich hatte. So wurde die Stimmung immer besser und irgenwann tanzten wirklich (fast) alle zur russischen und amerikanischen Popmusik – und das bei 0˚C und Schneeflocken. Wir feierten garantiert die südlichste Party der Welt!