Danach laufe ich noch 2 Stunden durch den großen Park, in dem sich Springbrunnen, diverse Säulen und Büsten befinden und in dem viele Jugendliche mit Bierflaschen in der Hand herumlaufen oder sitzen. Um 24.00 Uhr ist es nach russischer Zeit noch nicht ganz dunkel (bei uns wäre es 22.00 Uhr).

 

Samstag, der 19. Juli

So ein Chaos beim Frühstücksbüffet habe ich noch nie erlebt. Unmengen Leute, vor allem Russen, stehen Schlange und drängeln und jeder versucht, nicht nur eine der raren Tassen für den raren Kaffee zu ergattern, sondern möglichst auch noch einen Sitzplatz. An der Bar finde ich schließlich ein Plätzchen und kaue ziemlich lustlos das nicht sehr ansprechende Brötchen und die steife Marmelade. Viele Zutaten dieses Frühstücksbüffets sprechen uns nicht gerade an: eine Art Gulasch, Buchweizengrütze, kalter Reis, grau-fette Wurst. Aber ich habe schon wesentlich schlechter gefrühstückt, wenn auch selten so ungemütlich. Wenn wenigstens ein einziges freundliches Gesicht zu sehen wäre! Wir sind halt in Rußland.

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Um 9.00 Uhr ist es schon sehr heiß, als wir zu unserer Stadtrundfahrt starten. Tatjana hat mir ganz prompt Augentropfen besorgt, denn meine Bindehautentzündung (von der Klimaanlage oder vielleicht auch vom Fahrtwind auf der Finnjet?!) verursacht mir brennende, tränende Augen, was sehr unangenehm ist. Die Tropfen brennen für einen Moment sehr, schaffen aber sofort Besserung. Sie kosteten 32 Rubel, also einen Euro. Bei einem durchschnittlichen Verdienst von ca. 400 - 500 Rubel im Monat ist das für die Russen ebensoviel wie wir hier für Medikamente zahlen.

 

Auf der Fahrt ins Zentrum fallen uns die blinden, schmutzigen Fensterscheiben sämtlicher Häuser auf. Unverständlich, wieso hier niemand Fenster putzt.

 

Es ist ein strahlendschöner Morgen in St. Petersburg, der uns wunderschöne Gebäude, gepflegte Parks und eine breite, in der Sonne glitzernde Newa präsentiert. Im Park vor der märchenhaften Erlöserkirche machen wir halt und Fotos. Diese russ.-orthodoxe Kirche ist wunderschön anzuschauen, aber auch von innen ein Juwel. Wir halten vor der Kirche, wo schon viele Händler mit ihren Souvenirs warten und wo alte, zerlumpte Frauen stumm betteln. Protz und Elend nebeneinander. Ich habe Augen für beides.

 

Danach besuchen wir ein großes Andenkengeschäft, in dem wirklich sehr schöne Sachen zu haben waren, vor allem das herrliche Porzellan aus der Lomonossow-Manufaktur in vielen Varianten. Aber auch jede Menge Bernstein und Matrjoschkas (Püppchen in der Puppe) und vieles andere gab es hier. Einige kauften tüchtig ein. Ich erstand eine kleine Figur aus Porzellan “Väterchen Frost”.

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Für die Mittagspause fuhren wir zum Smolnyj-Kloster, bauten unsere Tische dort auf und Brigitte servierte Würstchen, Kaffee und Kuchen. Etliche Händler waren hier und einer davon hatte wunderschöne Pelzmützen. Und so kam ich zu einer ganz leichten, weichen Polarfuchsmütze, die mich im Winter immer an St. Petersburg erinnern wird.

 

Wohl gestärkt besuchen wir dann eines der größten und berühmtesten Museen dieser Welt: die Eremitage, die im prachtvollen Winterpalast der Zaren untergebracht ist. In diesem Riesenkomplex sind in über 1000 Räumen 3 Mio Exponate ausgestellt, und man müßte 24 km lang laufen, wenn man alle besichtigen wollte. Wir schafften zwar nur 4 km, waren aber total beeindruckt und hatten dabei so manches herrliche Gemälde alter oder auch neuerer Meister bewundern können. Vor allem Rubens, Rembrandt, Renoir, aber auch van Gogh, Cezanne, Matisse und unzählige andere sind hier reich vertreten. Jeden Tag besuchen durchschnittlich 8000 Menschen dieses Museum, und entsprechende Massen wälzen sich hier durch die Räume mit schlechter Luft. Aber auch die Räume und Gänge selbst sind Kunstwerke ersten Ranges. Man kann es nicht beschreiben, man muß es sehen. Selbst ein aufwändiger Kunstband kann die wahre Pracht nicht annähernd widergeben. Das gilt auch für das gesamte Gebäude, vor dem sich einer der schönsten Plätze der Welt befindet. Es ist ein riesiger Platz, in dessen Mitte die Alexandersäule steht.