Dann scheint die Kletterei erst mal vorbei und wir überqueren Geröll- und Schotterfelder, weniger gefährlichere Passagen. Doch man darf nie unachtsam sein, dass weiß mittlerweile auch Jonathan. Kurz drauf beginnt der nächste Klettersteig, seilversichert, mit Eisentritten und als Höhepunkt noch eine Aluminiumleiter, um eine Felsstufe zu überwinden. Jürgen redet unaufhörlich auf Jonathan ein. Ich flüstere Lutz zu, der gerade um den Felsen biegt: „Schau nicht hoch. Du willst es gar nicht wissen!“ Was soll das noch werden? Vor allem ahne ich, dass es nach dem Abstieg auf der anderen Seite noch einmal „gepunktet“ bergauf zum Matrashaus geht. Gut, „gepunktet“ war der Weg auf der Karte über die vielen Bergrücken, die wir überstiegen hatten, auch gewesen. Aber die zurückgelegte Strecke war kein Vergleich mit dem, was wir gerade als „gepunktet“ begehen, oder besser gesagt, besteigen.

{{g_ads}}

Nachdenken hilft nicht weiter, also steigen. Ich gehe zur Beruhigung für Jonathan hinter ihm die Leiter hinauf und rede mit ihm. Jürgen sichert ihn von oben. Als wir das geschafft haben, merke ich an dem Wortwechsel zwischen den beiden vor mir gehenden, dass etwas nicht stimmt. Jonathan weint, weil er sich gefürchtet hat. Ich sage Jürgen, er soll sich eine sichere Stelle suchen und pausieren. Als wir die beiden erreichen, schimmern an seinen Wimpern die letzten Tränen. Ich rede mit ihm über seine Angst und dass das ganz normal ist, weil er so was noch nie gemacht hat. Ich erkläre ihm, warum man Leitern anbringt und dass man dadurch einfacher eine fast unüberwindliche, steile Felsstufe hinauf kommt. Jürgen verspricht ihm, dass gleich die Kletterei ein Ende hat. Woher will er das wissen, denke ich mir! Nichts ist schlimmer, als leere Versprechungen. Jonathan bekommt eine extra Ration Trinken aus seiner Flasche. Dann machen wir uns wieder auf den Weg.