Ohne jeglichen Kommentar zu den vier Stunden ziehen wir in Serpentinen das Geröllfeld weiter bergauf. Diesen Weg hatten wir schon vom letzten Bergrücken aus sehen können. Es folgt ein steiles Schneefeld, vor dem nicht nur ich Angst habe. Jürgen, Jonathan und ich entschließen uns, weiter nach oben zu gehen und über Felsen zu steigen, um das Schneefeld zu umgehen. Aber das, was von unten immer so einfach aussieht, ist es nicht unbedingt. Die Felsplatten sind auch recht steil und bieten wenig Halt für unsere Füße. Die beiden Männer schaffen es mit vereinten Kräften, Jürgen immer Jonathan unterstützend, auf der anderen Seite anzukommen. Mir werden meine Stöcke zum Verhängnis. Beide zusammen in der rechten Hand, in der dem Berg zugewandten Seite, ist es mir unmöglich, irgendwo Halt zu finden. Ich kriege Angst und das macht die Situation nicht einfacher. Die Knie werden weich und ich kehre um. Beim Wendemanöver stehe ich im Vierfüßerstand. Plötzlich klappert es und mein Schirm rollt den Fels runter. Gott sei Dank landet er in der Felsspalte, in die ich ohnehin zurück will. Das Rufen von der anderen Seite nervt, wobei die Rufer außerhalb meines Sichtfeldes hinter den Felsen sind. Sie wissen nicht, wo ich bin und wo ich bleibe. Entnervt werfe ich den Rucksack ab, stecke den Schirm richtig in den Rucksack und die Stöcke bringe ich außen an. Jetzt habe ich beide Hände frei und starte den zweiten Versuch, die schräge Felsplatte zu überwinden. Dieses Mal klappt es. Zu der vorhergehenden kritischen Situation sage ich meinen Begleitern als Erklärung nur, dass ich meinen Schirm aus dem Seitenfach verloren hätte und ihn erst verstauen musste.

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 Weiter geht’s. Das angrenzende Geröllfeld queren wir problemlos. Dann beginnt Fels. Nicht lange und die Kletterei beginnt. Jonathan steigt in sein Gurtzeug und wird von Opa gesichert. Soweit, so gut. Der Steig ist teilweise versichert. Stahlseile und einige Krampen bieten Halt. Allerdings ist es für Jonathan schon eine beachtliche Leistung, so steil zu steigen. Ich gehe hinter ihm und halte ihn an kritischen und ausgesetzten Stellen an seinem Gurt unterstützend fest, so dass er sich sicherer fühlt. Ab und zu lasse ich mich zurückfallen und flüstere mit Lutz: „Was für ein Wahnsinn! Ich ahne Schlimmes. Wer weiß, wie hoch wir noch müssen und auf der anderen Seite geht’s dann am Seil wieder bergab.“ Wir sprechen leise, damit Jonathan uns nicht hört. Er soll nicht mitbekommen, dass ich mir Sorgen mache. Die Sonne ist hinter Wolken verschwunden und der Wind ist kühl. Der Blick zum Himmel beruhigt nicht gerade.