Der Gewitterguss geht in Hagel über. Wir überlegen, wie wir künftige Regengüsse ohne rettende Garage trocken überstehen können. Da fällt uns die Plane ein. Warum nicht multifunktionell nutzen, als Zeltunterlage, Tarp und Regenschutz? Sie wird sofort griffbereit an meinem Rad befestigt. Nach etwa 20 Minuten lässt der Regen nach und wir machen uns auf den Weg nach Pampow. Unsere Freunde sind erstaunt, dass wir es schon am dritten Tag unserer Tour bis zur polnischen Grenze geschafft haben. 126 km sind wir heute gefahren, das hat gereicht. Wir ziehen bei diesem Wetter mit den Schlafsäcken ins Gästezimmer. Am nächsten Morgen schleichen wir früh aus dem Haus und laufen durch den Wald zum Thursee. Wozu Badesachen nass machen, wir haben ein Handtuch, das genügt. Herrlich erfrischt genießen wir das reichhaltige Frühstück mit unseren Freunden. Danach geht es gleich wieder auf Tour, wir wollen jetzt endlich den Fluss erreichen, der dem Radweg seinen Namen gibt.

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Als wir Pampows holprige Dorfstraße hinter uns lassen, beginnt eine wunderschöne hüglige Fahrt Richtung Nationalpark Unteres Odertal. Wogende Kornfelder säumen unseren Weg, manchmal führt die Tour durch einen Wald. Mescherin in Brandenburg ist unser Ziel, laut Radkarte an der Oder gelegen (endlich!) und als Highlight soll es dort einen Zeltplatz geben. Und von diesem sind wir so begeistert, dass wir den ersten Ruhetag nach 361 km einlegen. Hier singt noch der Pirol und unzählige Wasservögel haben sich die Flussaue als Revier erkoren - eine Natur-Pur-Zone. Es gibt ein ordentliches Sanitärgebäude, kühles Bier, Brötchen und frisch gekochten Kaffee bekommt man schon für 50 Cent je Pott. Bei so günstigen Angeboten bleibt unser Campingkocher kalt. Weil mein Handy nicht mit deutschem Netz funktioniert, darf ich sogar vom Zeltplatztelefon meine Mutter im Krankenhaus anrufen. Der nette Platzwart schickt uns zum Einkaufen nach Polen. Gryfino liegt auf der anderen Seite der Oder, oder besser gesagt des Oder-Labyrinths. Kanu fahren darf man hier nur mit Führer. So manch ein Paddler hat in diesem ursprünglichen Wasser-Irrgarten schon die Orientierung verloren und verzweifelt den Notruf gewählt. Der Radweg auf der polnischen Seite ist gepflastert, doch nur wenige Steine liegen noch waagerecht. Hier ist Räder schieben angesagt. Im Ort treffen wir zwei Berliner, die den Oder-Neiße-Radweg auf der polnischen Seite suchen. Von der Qualität der polnischen Radwege sind wir nicht mehr überzeugt und bewundern die beiden. Supermärkte gibt es gleich mehrere, unsere Vorräte haben wir aufgefüllt und sehen uns in Gryfino um. Die Kirche ist gerade renoviert und wirklich sehenswert. Doch die restliche Bausubstanz und besonders die Straßen sind in einem desolaten Zustand. Von den letzten Slotys kaufen wir sehr leckeres Eis. Da schmeckt man noch echte Vanille und Kakao. Nach diesem Leckerbissen fahren wir zurück durch die Flussaue. Da sind doch wieder die beiden Berliner. Sie haben es aufgegeben mit Rad fahren in Polen. Deutschland hat gute Radwege, Polen leckeres Eis.