Auf dem Rückweg ereilt uns dann ein Gewitter, aber Gott sei Dank hört es wieder auf mit regnen, als wir in der Stadt ankommen, so haben wir noch genügend Zeit die Casa de la Libertad anzuschauen, hier wurde im Jahre 1825 die Unabhängigkeit Boliviens erklärt. Wir schlendern so noch ein bisschen durch die Gassen und gelangen zu einem – na ja in unserem Reiseführer sah's aus wie ein Park, aber es ist ein riesiger Friedhof. Allzu lange verweilen wir dann doch nicht hier und ziehen es vor noch mal zum Markt zu laufen – die kleinen Toninkas haben es uns echt angetan und unser Bestand wächst heute weiter und ich bin ab jetzt stolze Besitzerin einer neuen Tasche. Nach so viel erlebten ist der Hunger mittlerweile enorm und wir begeben uns auf die Suche nach einem netten Restaurant, nicht weit vom Hotel entfernt werden wir auch fündig also gleich rein – mit so was noblem hatten wir jetzt doch nicht gerechnet (in Deutschland kämen hier nur Schlipsträger rein). Die Tatsache dass außer uns keine Gäste da sind macht uns auch nicht wirklich stutzig und wir suchen einen Platz aus. Der Kellner der eben noch hinter der Bar stand ist plötzlich verschwunden, taucht aber recht schnell in neuen Kleidern wieder auf, nachdem er unsere Bestellung aufgenommen hat, wirkt er irgendwie etwas nervös, aus seinen Gesten und spanischen Erklärungen verstehen wir dann endlich was er eigentlich von uns will – der Koch ist noch nicht da und unsere Bestellung muss noch eine Weile warten (manchmal frage ich mich schon ob sowas nur uns passiert) also warten wir, es dauert auch nur ca. 15 min. dann kommt er auch schon angerast um uns unser Essen zu bringen. Heute genießen wir unseren ersten Pisco Sour – ein typisch einheimischer Cocktail aus Pisco (ein 43% Traubenschnaps aus der Region Pisco/Peru), etwas Limettensaft, Zucker und Eiweiß – recht schnell wird uns warmJ.

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Zurück ins Hotel geschwankt setzen wir uns erstmal vors Internet und schreiben an die Daheimgebliebenen dass wir noch leben.
Am nächsten Morgen holt uns ein Fahrer um 8:30Uhr am Hotel ab, um uns nach Potosi zu bringen. Mittlerweile sind wir schon so richtig in den Anden und die Aussicht ist wirklich atemberaubend – der Fahrer muss mehrmals anhalten, damit wir Fotos machen können. Vorbei an mehreren kleinen Bergdörfern erreichen wir nach ca. 3 Stunden Fahrt die Stadt Potosi. Mit einer Höhe von 4065m über dem Meeresspiegel ist Potosi die höchstgelegene Großstadt der Welt. Gleich auf den ersten Blick wird klar, dass hier nicht vom Tourismus, sondern vom Bergbau gelebt wird. Am Stadtrand befindet sich der 4829 m hohe Cerro Rico, dessen hohes Silbervorkommen verdankt die Stadt ihre Existenz.
Als erstes beziehen wir unser Hotel Santa Teresa, anhand des Gasheizers und der vielen Wolldecken erkennen wir recht schnell dass es hier vermutlich auch recht kalt werden kann. Unser Zimmer liegt im 3 Stock und wir kriegen kaum noch Luft nachdem wir die Reisetaschen bis hier hoch geschleppt haben, erst jetzt wird uns die Höhe richtig bewusst, nachdem wir eine kleine Verschnaufpause eingelegt haben geht’s erstmal nach unten wir brauchen jetzt ganz dringend einen Coca Tee, dieser wird in den Andenländern gegen die Symptome der Höhenkrankheit getrunken, denn er verbessert den Sauerstofftransport im Blut. Die Blätter des Cocabaumes werden einfach getrocknet und mit Wasser aufgegossen, das Ergebnis ist ein ziemlich gewöhnungsbedürftiges Getränk, aber wenn’s hilft…, mit Kokain hat das ganze nichts zu tun, die Ausgangssubstanz ist zwar die Gleiche aber man braucht doch erheblich mehr Cocablätter um Kokain herzustellen. Nach der Eroberung durch die Spanier wurde der Coca Anbau von der Kirche verboten, da man Angst hatte das damit der Schamanenglaube bestehen bleibt. Als man aber feststellte das die Arbeiter in den Minen wesentlich länger durchhalten, weniger essen und die Toleranz zur Arbeit stark verbessert wird wenn sie Coca Blätter kauen, wurde es sogar Pflicht die Blätter während der Minenarbeit zu konsumieren (das Verbot war ohnehin unwirksam – noch heute kauen 92% der Männer und 89 % der Frauen Coca Blätter).