Inzwischen ist es sehr warm geworden, und wir freuen uns über die Sonne. Durch den vierten Fluss rumpeln wir und geniessen die schneebedeckten Berge und die Traumlandschaft um uns herum. Auf einmal werden die Wolken dicker und plötzlich fahren wir durch dicken Nebel. Man kann keine 10 Meter weit mehr sehen. Als wir am Cruz del Condor ankommen, wo wir Kondore erspähen wollten, ist nichts als dicker Nebel zu sehen und enttäuschte Touristen, die vergeblich Ausschau halten. Nichts zu machen. So fahren wir ca. 20 Kilometer zurück an eine Stelle, wo man auch manchmal Kondore sehen kann und hoffen, dass wir Glück haben.
Überall auf der Schotterstrasse laufen die Einheimischen mit ihren Tieren entlang, meist mit ein paar Schafen oder Eseln, aber auch ein paar Rinder und hin und wieder ein Reiter zu Pferd.
Als wir an besagtem Aussichtspunkt ankommen, wo auch wieder eine ganze Reihe Indiofrauen mit ihren Waren auf uns warten, sehen wir sie dann auch, die Könige der Anden. Hoch über uns schwebt ein Kondor im blauen Himmel, dann noch einer und noch einer. Sie sind weit oben und nur schwer zu erkennen, aber dann tauchen andere auf, die viel tiefer fliegen. Und dann schweben einige unter uns durch das Tal über dem Fluss und direkt an uns vorbei. Immer und immer wieder kreisen diese Riesenvögel majestätisch über oder unter uns. Wir sind total begeistert und wie elektrisiert, wenn wieder so ein Prachtvogel elegant vorbei gleitet ohne einen einzigen Flügelschlag. Sie schrauben sich höher und höher in den Himmel und verschwinden einfach. Und unerwartet tief gleiten wieder andere dahin. Es waren sicher 25 bis 30 Kondore, die wir beobachten konnten.
Wir gehen früh ins Bett, wo ich mit zwei Pullovern unter einem Berg von Decken verschwinde. Plötzlich zucke ich erschreckt zurück, als ich gegen etwas Heisses, Hartes stosse. Es entpuppt sich als ganz originelle Wärmeflasche, die mir ein guter Geist ins Bett gelegt hat. Man hatte eine Weinflasche mit heissem Wasser gefüllt, den Korken drauf gesteckt und das Ganze mit einem Stoffbeutel umhüllt. Sehr einfach und sehr effektiv. Meine Nieren haben sich über die unerwartete Wärmequelle sehr gefreut.
Um 5.00 Uhr ist Aufstehen angesagt. Es ist sehr kühl und dicke Wolken hängen über den Bergzacken ringsum, aber immerhin regnet es nicht. In der Anlage um unsere Berghütten blühen Rosen und Dahlien, Margariten und Kakteen.