Es geht wieder bergab, und bald tauchen die ersten lila und gelben Blüten auf, und die Welt wird wieder freundlicher. An einem Aussichtspunkt halten wir und schauen weit hinunter auf die Terrassenfelder und das Dorf Chivay, das auf 3.800 m im Colca-Tal liegt und in dem wir heute unser neues Bett finden sollen. Ein kleines Mädchen in Tracht nehmen wir mit und geben ihr einiges von unserem Lunchpaket mit.

Die Reis- und Gerstefelder leuchten uns entgegen, als wir um 17.00 Uhr bei unserem Hotel Casa Andina ankommen, und es ist wirklich ein Andenhaus. Das Hauptgebäude mit Empfang, Speiseraum und Lobby mit einigen offenen Kaminen wirkt heimelig und einladend. Die Zimmer sind in kleinen separaten Häuschen untergebracht, die aus Naturstein gemauert wurden und aussehen wie Berghütten. Alles sehr originell und urig.

Mein Gepäckträger schliesst sofort den Radiator an. Er weiss wohl, wie kalt hier die Nächte werden, und ich friere jetzt schon und bin sehr dankbar für diese Wärmequelle.

Abends gehen wir ins Hotelrestaurant, um Essen und Kaminfeuer zu geniessen. Heute ist ein grosses Büffet und peruanische Folklore angesagt. 3 Peruaner und 2 Frauen in knallroten Ponchos machen typische Andenmusik mit Pan- und Andenflöte und Gitarre und Gesang. Ein Pärchen tanzt peruanische Volkstänze, und wir freuen uns an dieser Darbietung in heimeliger Atmosphäre.

 

In der ganzen Stadt, hier wie im ganzen Land, ist sehr viel Polizeipräsenz, und es gibt inzwischen spezielle Touristenpolizei, die auch Englisch spricht. Seitdem gibt es wesentlich weniger Raubüberfälle und uns ein Gefühl der Sicherheit.

Wir fahren zurück zum Hotel und holen die Maria ab, der es total elend geht. Sie ist leichenblass und hat Fieber. Aber wir müssen weiter und Maria muss mit. Irgendwie steht sie den Tag durch.

Unsere Fahrt setzen wir fort in Richtung Cordillere, wobei wir auch einen Pass in über 4.000 Metern Höhe überwinden müssen. Aber wir sind froh, die Stadt verlassen zu können, Natur ist uns lieber. Die nächste Natur ist allerdings eine sehr hässliche, graue Wüstengegend, die aussieht, als wären hier Abraumhalden aufgetürmt. Hier siedeln nur wenige Menschen in kleinen ärmlichen Ziegelhäuschen. Alles ist grau und trocken, es wächst fast nichts und sieht total trostlos aus. Je weiter wir fahren, desto abweisender wird die Wüste, die nun völlig unbesiedelt ist. Und je höher wir kommen, desto dunkler werden die Wolken. Ausser ab und zu einem LKW begegnet uns nichts und niemand.