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Der folgende 6. Tag war der 15. April, und unsere älteste Teilnehmerin wurde 79 Jahre alt. Es war ihre 10. Rotel-Reise. Allerdings setzte ihr das Klima auch gewaltig zu, und wir hatten später noch einigen Kummer mit ihr. Jedenfalls haben wir alle gratuliert, und von der Reiseleitung bekam sie noch ein nettes Andenken. Im Übrigen hatten wir einige Geburtstage während der Reise, und allen wurde gratuliert und eine Kleinigkeit überreicht von Rotel. Das fand ich sehr nett.

An diesem 6. Tag mußte Erni auch das erste Mal seit Beginn der Reise pinkeln, er hatte also all die Sprudel und Limos und Biere ausgeschwitzt, es müssen ganze Eimer voll gewesen sein. Unvorstellbar!

Nach dem Frühstück kletterten wir also zum ersten Mal in unseren Rotel-Bus, der von nun an unser Gefährt sein sollte. Er war ordentlich dreckig und verstaubt, und es sollte seine letzte Tour sein, bevor er dann von Delhi aus durch Pakistan und Persien zurücknach München zur großen Inspektion fahren sollte. Um diese Tour beneideten wir Franz und Veronika gewiß nicht, aber es gab doch tatsächlich genug Verrückte oder Ahnungslose, die diese Tour gebucht hatte.

Wir saßen also nun in unserem Rotel-Bus, hatten eine stabile Ablage vor uns und erfuhren gleich, daß die Klimaanlage kaputt sei. Wie erfreulich! Die rechte Windschutzscheibe vorn war mit Klebeband gerettet worden, ein langer Riß zog sich quer über die Scheibe. Mit dem Schlafanhänger hintendran war das ganze Gefährt 23 m lang, also ein Riesengefährt. Und überall, wo wir hinkamen, wurden wir bestaunt. Der Bus selbst war ein Mercedes und mit einem starken Motor von 260 PS ausgestattet. Das war also doch recht vertrauenerweckend. So fuhren wir also wieder in die Stadt Agra und besuchten ein weiteres, wunderschönes Grabmal mit herrlichen Einlegearbeiten, auch aus weißem Marmor. Es war Itimat-ul-Daulat. Es war schon wieder unglaublich heiß, und wir beneideten die Büffel, die unten im Yamuna-Fluß standen.

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Danach fuhren wir zu einem im Bau befindlichen Tempel. Seit 50 Jahren wird an diesem Tempel gebaut, und es wird voraussichtlich noch weitere 50 Jahre dauern, bis er fertiggestellt ist. Wir konnten die Handwerker und Künstler bei ihrer komplizierten und langwierigen Arbeit beobachten und auch eine Marmorsäge sehen, die stunden- oder sogar tagelang braucht, bis sie einen Marmorblock in Scheiben gesägt hat. Aus diesen Scheiben werden dann die kunstvollen "Fenster" ohne Glas herausgearbeitet. Von dieser Baustelle habe ich einige abgesplitterte Marmorteilchen als Andenken mitgenommen.

Wir haben alle sehr gelitten unter der mörderischen Hitze und endlos viel getrunken. Ich habe eine ehemalige Colaflasche erwischt mit ganz gelb-braunem Rand, und das Mineralwasser drin schmeckte fürchterlich faulig. Da soll einem nicht schlecht werden!

Wir fuhren dann noch zu Akbars Grab, aber Akbar konnte mir den Buckel runterrutschen, ich habe mich unter einen schattigen Baum gesetzt und den Affen und Vögeln ringsherum zugeschaut. Eine ganze Reihe unserer Gruppe tat dasgleiche. Und inzwischen stand ich auf dem Standpunkt, daß ein Grabmal oder Tempel mehr oder weniger auch egal wäre. Nach dem Taj Mahal konnte eh nichts Umwerfenderes mehr kommen. Und inzwischen zehrten die ungewöhnlichen Anstrengungen dieser Reise an unseren Reserven.

Wir hockten also wieder im Bus, dessen Fenster nicht zu öffnen waren, verfluchten die Hitze und hatten Morus vor den nächsten Tagen, die uns laut Franz sehr anstrengende Touren bescheren sollten. Im Hotel angekommen, stürzten sich alle in den Swimmingpool, und Lissi - unser Sonnenschein - faszinierte mit ihrem Umkleidemanöver das halbe Hotelpersonal. Uns ging es wieder gut, und wir hatten viel Spaß, haben eimerweise Limca und Sprudel getrunken und starteten dann kurz nach Mittag in Richtung Gwalior.

Unterwegs sahen wir eine große Dromedarherde mit vielen Jungtieren und einige Zeit danach einen großen Viehmarkt, der von einer wilden Kriegerkaste betrieben wurde. Jede Menge Wasserbüffel mit Jungen, Ziegen und Zicklein standen da unter den schattenspendenden Bäumen und warteten auf Käufer. Diese Inder waren überhaupt nicht aufdringlich, was wir als sehr angenehm registrierten. Die Männer hatten fast kahlgeschorene Köpfe, aber ein langes Schwänzchen am Hinterkopf. Daran sollten sie bei ihrem Tod von Gott in den Himmel gezogen werden!

Dann ruckelten und zuckelten wir durch das heiße Land Stunde um Stunde. Alles hing dösend und schwitzend in den Sitzen bei geschlossenen Fenstern, und einige litten schon ganz ordentlich. Nur unsere Veronika schien eine unermüdliche Energie und sich an die indischen Verhältnisse total angepaßt zu haben, denn sie erklärte und erzählte und las uns Göttergeschichten vor mit viel Geduld und Engagement.

Endlich kamen wir bei der größten Burganlage Indiens und wahrscheinlich der größten der Welt an. Dort haben wir erst einmal den Jungen mit ihren Getränkekästen alles leergetrunken und sind dann - von heißem Wind durchgepustet - zur Burganlage gegangen, die zahllose Gemächer und Kammern und unzählige Treppen hat. Ein unbedingt sehenswertes Bauerk, in dem sich auch ein Staatsgefängnis befindet, in dem wohl keiner alt wurde!

Als wir die Burganlage wieder verließen, um von einem Aussichtspunkt hinabzusehen, tauchten wieder wie aus dem Nichts eine Schar Kinder auf, die die Hände bettelnd ausstreckte. Ein süßer Fratz neben dem anderen, und ich war froh, viele Kaugummus mitgenommen zu haben.