Zuletzt schüttelt uns noch der Dorfälteste die Hände, klein, mager, wettergegerbt. Leichter Regen setzt wieder ein, der Wald möchte eben als Regenwald bezeichnet werden. Trotz der Kühle hier oben (15° C), sind die Menschen nur mit Blätterröckchen und Schmuck bekleidet. Auf ihren großen, gespreizten Füßen und abgewinkelter großer Zehe hüpfen sie behende über den glitschigen Boden.
Wir haben hier eine der vielleicht schönsten Stunden erlebt. Die Atmosphäre und Freude beim gegenseitigen behutsamen Abtasten zweier gegensätzlicher unbekannter Welten.
Herbert bekommt noch eine Perücke aufgesetzt, da zieht ein alter Huli aus seinem geflochtenen Tragenetz noch eine Spiegelscherbe. Und wie der so kaspert, hüpfen die umstehenden Bewohner vor Begeisterung. Die Frauen leben weiter drinnen im Wald getrennt für sich und halten auf Distanz. Inniges Händeschütteln folgt dem Abschied.
Wir sorgen uns um den armen Jürgen, ihn plagt eine Nierenkolik.
Später erscheinen noch im feinen Anputz einige Männer und führen einige ihrer Tänze beim spärlichen Schein dreier Kerzen und rhythmischen Trommelschlagen auf. Wir sollen fotografieren, werden befragt, ob es uns gefällt.
Die ganze Nacht tropft es aufs Schilfdach, der beißende Rauch zieht durch die luftigen Hütten, Leuchtkäfer blinken wie funkelnde Lämpchen.
Zum Glück bessern sich Jürgens Schmerzen und wir können am Morgen unseren Treck fortsetzen.
14.08.2000
Wir laufen auf lehmigen, nassen Wegen bergauf, bergab, über glitschige Stämme, Gräben, Stufen, Knüppel.
Der Himmel ist bedeckt, der Schweiß tropft von überall. Entlang des Weges werden Bananen, Süßkartoffeln auf Hügelbeeten (Wasserablauf!) angebaut. An einer Schule angekommen, dürfen wir diese besichtigen. Der bekannte Lehrer führt uns, zwei getrennte Klassenzimmer - ein Lehrer. Bücher gibt es nicht, es steht alles an der Tafel.
Inmitten lichtem bergigen Regenwaldes liegt das Karida-Village. Wieder empfangen uns die Dorfältesten mit Handschlag. In der großen Hütte brennt ein Feuer. Wir bekommen mitgebrachtes Essen und viel Tee.

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Es regnet wieder, und die Sing-Sing-Veranstaltung fällt vorerst aus. Wir sitzen vor der Hütte unterm Dach mit den Kindern in respektvollem Abstand. Jürgen bastelt an der „Hui-Maschine“ (ein Propeller wird mit einem Stöckchen an einen gezahnten Holzstab in wechselnde Drehbewegung gebracht und dabei muß Hui gerufen werden). Langsam rücken die kleinen, nackten, staubigen, kakaofarbenen Jungens näher an uns heran. Ich male mit Kugelschreiber auf Papier und unterhalte mich mit Fingersprache. Schokolade kennen sie nicht und scheinen sie wieder aus dem Mund zu nehmen. Inzwischen kuscheln sich die kleinen an unsere wärmenden Fleecepullover und freuen sich mit uns. Viele Kinder sind erkältet und husten. Keiner will aufstehen und sich trennen. (Überhaupt können wir häufig „laufende Nasen“ bewundern, die außer uns niemanden stören).
Abends sitzen die Hulis am Feuer, wir auf den Bänken und unterhalten uns so gut wie es geht. Die Transistorradios wecken großes Interesse. Die verschenkten Spielkarten werden in der Huli-Runde strapaziert.