Lakwanda ist etwas zivilisiert, es gibt eine kalte Dusche und ein Hock-Klo.
Ein Spaziergang führt uns wieder zum Fluß und einer Schule. Sofort laufen alle zusammen. Man stellt sich vor, erklärt emsig und bittet, doch vor den Blumenbeeten das Foto zu machen. Wieder sind es die Kinder, die mit uns ziehen und gegenseitig albern wir herum in kindlicher Freude.
Am Abend gibt es wieder reichlich Reis und Gemüsefleisch. Es sitzt sich gut unter Bambusgeflecht, Grillen zirpen, Regen tropft und dazu wird mit Wörterbuch geschwatzt.
16.08.2000
Geburtstag von Herbert! Spartanisch wird bei einem Kerzenlicht mit ehrlichen Wünschen gratuliert.
Auf dem Programm steht die Besichtigung der Skull-Höhlen. Durch Süßkartoffelgärten führt man uns zum Dschungelrand. In den Höhlen stehen zwei Reisighäuschen mit bemalten Schädeln und Mahlsteinen. Der Ahnenkult wird erklärt, ist mir aber nicht ganz klar geworden. Die Hulis wollen 20 Kina extra bezahlt bekommen. Später erkennen wir den Grund: in einem Schilfhaus steht ein Billard-Automat mit Geldeinwurf und sie spielen so gern!
Folgend lassen wir uns bei einem modernen Medizinmann in seinem Kirchgarten viele Pflanzen und deren medizinische Wirkung erklären. Er stellt uns seine Familie vor, zeigt Fotos und schließt das Tor zur Kirche auf, einer Hütte, die liebevoll dazu hergerichtet ist.
Am Nachmittag - heute scheint sogar die Sonne - werden wir zu den Bachelos geführt. Dort in diesem Camp sitzen die Jünglinge und lassen sich die Haare zu den berühmten Perücken wachsen. Mit Zeremonien und Pflanzensäften wird das Wachs-tum angeregt. Danach dürfen sie heiraten.
Es werden uns Schmuck und Perücken zum Kauf angeboten. Mit einer Eskorte Neugieriger laufen wir zurück.
In Lakwanda treffen wir Anton und können uns nach Jürgens Befinden erkundigen. Er ist nach Port Moresby gekommen, von Mt. Hagen aus gibt es Möglichkeit zu telefonieren.
Abends sind wir Zeuge einer Vorbereitung zum Mumu, dem Erdofen-Essen. In einer ausgehobenen Grube wird Fleisch und Gemüse zwischen Blättern und feuererhitzten Steinen unter Erdabschluß gegart.
Anton treibt Dosenbier auf, wir sind ausgetrocknet durch Sonne und Marsch. Herbert kauft die Vorräte auf. Mit seiner Geburtstagsfeier hat die Trockenzeit ein Ende.
Es regnet. Der Erdofenhühnerbraten mit Süßkartoffeln, Papaya, Reis und Blattgemüse schmeckt gut. Es riecht nach Kräutern und Holzfeuer, wie stetig auch unsere Sachen. Alles ist klamm und lehmig. Insekten, die hier alle riesengroß sind: Falter, Schmetterlinge, Ohrenkriecher, Schaben, Spinnen, Käfer, Blattwanzen erfreuen uns tagsüber. Wenn diese nachts über unser Gesicht laufen, ist das nicht so willkommen.
17.08.2000
Heute ist der Besuch des Maria-Marktes vorgesehen. Mit vielen Einheimischen, diese teils beladen, steuern wir das Ziel an. Auf einem von Bretterbuden umsäumten schlammigen Platz drängen sich massenhaft Verkäufer und Käufer. Es werden angeboten: Bananen, Zuckerrohr, Süßkartoffeln, Mais, Kräuter, Baumtomaten, gebrauchte Kleidungsstücke. Glücksspieler, in der Hauptsache Jugendliche, schieben Spielgeld hin und her. Sobald wir stehen bleiben, sind wir dicht umringt. Als einzige Weiße
erregen wir hier das größte Interesse.

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Einige versuchen ein Gespräch, Hände werden entgegengestreckt, zum Kauf wenig animiert, aber gebeten, zu fotografieren. Hier bekommt man auch Frauen zu Gesicht. Sie sind bunt gekleidet, mit geknüpften Netzen , darin sind die Habseligkeiten, Kinder, Einkaufswaren. Jedoch sind alle denkbaren Kleidungsstücke, manche als solche nicht mehr erkenntlich, miteinander kombiniert.
Es wird laut geschwatzt in ihrem Dialekt mit den kurzen rollenden Lauten. Kinder werden öffentlich gesäugt. Ungenierte Fröhlichkeit und Heiterkeit erregen wir immer in der Nähe von Frauen und Kindern, die uns heimwärts begleiten.
In Lakwanda sind wir die Einzigen. Schließlich wird noch heißes Wasser bereitet.
Aus unserem Nachmittagsspaziergang in den Busch wird nicht viel. An einer Opferstätte beginnt wieder der Tropenregen. Also säubern, packen für die Weiterreise!
Eine handgroße Gottesanbeterin will nicht aufs Foto, Herbert hat für jeden noch ein Bier, der Fluß rauscht, es wetterleuchtet, Leuchtkäfer fliegen, Grillen zirpen, in der Hütte riecht es nach Moder, im Schilfdach knistern die Insekten und bei Herbert bricht eine weitere Latte unter seiner Liegestatt ab.