Ich war ganz elektrisiert und wie benommen von diesem Erlebnis und konnte es noch gar nicht so recht fassen. Außer mit hatte nur noch der Reiseleiter den Wal erreichen können. Wenigstens das begeisterte auch ihn. Wir waren alle ganz aufgeregt, daß uns dieses Erlebnis vergönnt war, aber noch ehe wir uns beruhigt hatten, tauchte an einem anderen Boot, das sich inzwischen zu uns gesellt hatte, wieder ein Wal auf, vielleicht war es auch der gleiche, und ließ sich auch dort streicheln. Wir hatten ganz eindeutig den Eindruck, daß es dem Wal richtigen Spaß machte, von einem Boot zum anderen zu schwimmen und unter Freudenschreien getätschelt zu werden. Walforscher haben herausgefunden, daß Wale stark auf Geräusche und bestimmte Frequenzen reagieren. Deswegen machen die Bootsführer auch die Motoren nicht ganz aus, sondern lassen sie im Leerlauf tuckern. Teenager mit ihren spitzen hohen Schreien sollen bei der Walbeobachtung am erfolgreichsten sein. Aber auch ohne Geschrei, wohl aber mit Begeisterungsrufen und Händeplätschern im Wasser hatte nicht nur dieser eine Wal Spaß an der Begegnung mit den Menschen, und inzwischen wissen die Tiere auch, daß ihnen hier keine Gefahr droht. Da die Tiere schon seit fast 50 Jahren geschützt sind, gibt es kaum noch alte Wale, die sich an die früheren Gemetzel erinnern können. Wale können übrigens etwa 70 Jahre alt werden.

 

 

 

Und dann - es war kaum zu glauben - machte der Fischer Romualdo uns aufmerksam auf den nächsten auftauchenden Wal, und wieder kam er genau vor mir hoch. War es meine Hand im Wasser oder mein pinkfarbenes Regencape, das ihn anlockte? Vielleicht auch nur Zufall, aber der Wal tauchte auf, kam höher als der erste und auch er ließ sich bereitwillig die dicke Schwarte kraulen und tätscheln.

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Der Reiseleiter hatte doch tatsächlich den Nerv, dem Riesenkerl einen Schmatz auf die salzige Schnauze zu drücken. Es gibt bestimmt nicht viele Menschen, die einen Wal geküsst haben. Der Gigant verschwand langsam wieder in seinem nassen Element, und wir schipperten noch eine Weile herum, beobachteten wieder die drei Wale, die nun ein Stück entfernt mit sich beschäftigt waren und wollten gerade ein Stück weiterfahren, als ganz hinten am Boot schon wieder ein großer Wal seinen Kopf aus dem Wasser streckte. Dann tauchte er weg und kam gleich darauf wieder genau vor mir aus dem Wasser. Auch ihn konnte ich streicheln, und ich war schwer beeindruckt von der Größe dieses Tiers. Dieser Wal war der größte der drei gewesen, die beim Boot aufgetaucht waren. Mir schlug das Herz bis zum Hals, etwas derart Aufregendes und Packendes hatte ich noch nie erlebt. Ich werde es sicher mein Leben lang nicht vergessen. Es war das größte Erlebnis auf allen bisherigen Reisen, und ich nahm es als Sternstunde in meinem Leben an und bin sehr dankbar dafür. Wie unwichtig und nichtig sind da die Widrigkeiten der Reiseumstände.