Die Fußgängerzone Kapstadts ließ und wiederum staunen: ein derartiges Weltklasse-Niveau hatten wir nicht erwartet. Und Ulla, die ja nun als Berlinerin auch nicht gerade in der Provinz lebt, meinte, gegen Kapstadt könne man Berlin vergessen. Die elegantesten Geschäfte, die bekanntesten Namen und Marken und Insidermodelle waren hier zu finden. Traumhafte, phantastische Spiegelglas-Hochhäuser beherbergten Läden mit Waren, die ebensolche Preise hatten. Aber nirgends sahen wir Kitsch oder geschmacklosen Tand. Wirklich, das Niveau war ganz beachtlich!

Dann holten wir schließlich meinen Riesenhippo ab, den Uwe netterweise bis zum Wiener Caféhaus schleppte, wo wir uns alle treffen wollten. Dieses Caféhaus wird von einer Österreicherin geleitet, und auch das schwarze Personal sprach deutsch. Man bekam dort Palatschinken und Kaiserschmarrn und sonstige Schmankerln, und die meisten unserer Gruppe saßen schon beim Kaffee und schwelgten.

Pünktlich um 17.00 Uhr schlossen die Läden wie überall in Südafrika, und danach war die Stadt schlagartig wie ausgestorben. Keinem Menschen würde es einfallen, abends noch einen Bummel durch die Geschäftsstraßen zu machen, angeblich wegen der vielen Raubüberfälle, da zumindest in den großen Städten - wie überall auf der Welt - die Kriminalität sehr hoch sein soll. Wir waren von Erwin auch hier entsprechend gewarnt worden. Aber da ich während der gesamten Reise - egal, wo wir gerade waren - nicht den leistesten Hauch von Nachtleben vorfinden konnte, weil die Südafrikaner bei Anbruch der Dunkelheit alle brav zu Hause sitzen, führte ich die Menschenleere in den Städten mehr auf diesen Umstand zurück. Ich habe bis heute nicht begriffen, daß es im ganzen Südafrika keine gemütlichen Kneipen und schon gar keine Discos oder ähnliches zu geben scheint. Die Weißen sind erzkonservativ, und so etwas wie fröhliche Ausgelassenheit ist mir nirgends begegnet. Der fehlende Punkt Nachtleben hat mich also wirklich etwas gestört. Natur und zünftiges Rotel-Leben sind schön, aber am Abend hätte ich gerne ab und zu etwas unternommen. Aber da war überhaupt nichts zu machen, eine echte Marktlücke.

Wir fuhren also wieder hinaus nach Ou Skip, unserem Campingplatz vom Vortag. Unterwegs schwärmten wir alle von der Stadt am Kap und waren uns einig, daß wir uns auf einer Traumreise befanden. Und zur Krönung des Tages servierte uns Ludwig am Abend noch Sauerkraut mit Ripple. Wir langten ordentlich zu, auch wenn uns dieses Gericht angesichts der Palmen um uns herum witzig vorkam. Welche Gegensätze fanden wir doch in diesem Land!