Aber kehren wir zurück zu den Proteen. In Kapstadt gibt es eine deutsche Buchhandlung - Naumann -, die mit phantastischen Büchern über das südliche Afrika ausgestattet ist. So auch mit Büchern über die einmalige Flora, und dort habe ich mir ein wunderbares Proteenbuch bestellt, das sechs Wochen später wohlbehalten bei mir ankam.

Schließlich mußten wir den botanischen Garten verlassen und fuhren am Hafen vorbei in die Stadt hinein. Der Hafen war fast leer, kaum ein Schiff war zu sehen, und die Lagerhäuser waren verwaist. Durch den weltweiten Boykott Südafrikas wegen der Apartheid wurde der Hafen kaum noch von ausländischen Schiffen angelaufen. Wer sollte denn von diesem Boykott getroffen werden? Getroffen wurden die Falschen, nämlich über 4.000 schwarze Hafenarbeiter, die nun arbeitslos waren und die Kriminalität sprunghaft in die Höhe getrieben haben, denn ein soziales Netz wie bei uns gibt es nicht. Sollte das der Sinn sein? Je mehr ich auf dieser Reise sah, desto weniger verstand ich die Reaktion der übrigen Welt. Sicher sollte man die Auswüchse der Apartheidspolitik sanktionieren, aber so, daß es nicht die Schwarzen traf, denen die Welt angeblich helfen wollte. Hier jedenfalls ging der Schuß wirklich daneben.

In der Stadt stiegen wir aus, liefen an der Kirche von Erzbischof Tutu vorbei und besichtigten dann das südafrikanische Museum, das mich sehr beeindruckte. An sich bin ich kein großer Freund von Museen, weil mir einfach die Geduld und oft auch das Interesse fehlt, aber da es sich hier um ein naturkundliches Museum handelte, das u.a. die Buschmannkultur in allen Formen darstellt und nicht nur sämtliche Tiere Südafrikas ausgestopft zeigt, sondern auch noch die Skelette von zwei ausgewachsenen Walen - eines davon von einem Blauwal, dem größten Lebewesen, das je auf der Erde gelebt hat und in kleinsten Beständen auch heute noch lebt - und noch dazu Unterwasser-Tonaufnahmen der Gesänge der Wale abspielte, war ich ganz angetan und lief durch sämtliche Stockwerke. Die Gruppe hatte ich längst verloren, aber Ulla und Uwe waren noch da. So langsam machten wir fast alle Gänge mehr oder weniger gemeinsam, und ich freute mich, wieder gleichgesinnte Menschen getroffen zu haben, die mit Witz und einer gehörigen Portion Durchblick diese Reise zusätzlich bereicherten. Auch heute besteht noch ein lebendiger Kontakt zu den beiden.

Nach dem Museumsbesuch schlenderten wir durch den herrlichen Universitätspark, der einstmals der Gemüsegarten Jan van Riebecks war. Jan van Riebeck gehörte zur Ostindien-Kompanie, die hier ihre Versorgungsstation für die Segler nach Indien aufgebaut hatte, und in eben diesem Park wurde das Grünzeug für die Seefahrer gezogen. Hier hat alles seine Geschichte und wer mehr darüber erfahren will, sollte sich das Buch "Verheissene Erde" - fünfhundert Jahre südliches Afrika - zu Gemüte führen.