Unser Campingplatz lag etwa 30 km nördlich von Kapstadt am Melkbosstrand. Ein Stück zuvor hielten wir am Atlantik an, weil man hier eine wunderbare Sicht auf den Tafelberg und Kapstadt hat. Als wir ausstiegen, haute uns der Wind oder besser Sturm fast um. Er trieb den hauchfeinen Sand wie Schneeböen über die Uferstraße, und im Nu waren wir voller Sand. Trotzdem genossen wir den herrlichen Anblick und freuten uns über die kilometerlangen einsamen Sandstrände. Der Atlantik wird hier vom eiskalten Benguelastrom aus der Antarktis begleitet und ist daher so kalt, daß nur ganz Abgehärtete diesem Wasser etwas abgewinnen können. Somit sind hier menschenleere, herrliche Sandstrände zu finden, die aber immerhin noch zum Spazierengehen verlocken.

Schließlich kamen wir an unserem Campingplatz an, der riesengroß und weitläufig war und nur 5 Gehminuten vom Atlantik entfernt lag. Heute stand uns jedoch noch etwas ganz besonderes ins Haus: die Wühlstunde! So wird der Zustand genannt, wenn nach drei heißen Tagen die Koffer "gereicht" werden, um frische Kleidung, neue Filme u.a. zu "tanken". Welch ein Genuß, nach der abendlichen Dusche in frische Wäsche zu steigen, die frisch gewaschenen Haare vom Wind trocknen zu lassen und sich dann zu Ludwig’s Süppchen niederzulassen. Hach, das Leben kann so schön sein, und ich schwelgte ordentlich!

Nach einer guten Nacht empfing uns der nächste Morgen mit Wolken und einer kühlen Brise. Um 7.45 Uhr fuhren wir Richtung Kapstadt und sahen mit Freuden, daß der Tafelberg unter einer dicken, undurchdringlichen Wolkendecke liegt. Heute würden wir dort erstens nichts sehen und zweitens wegen Wind nicht einmal rauffahren können, zumindest zurzeit nicht. Wir freuten uns noch einmal über unser Glück vom Vortag.

Die beiden Alten vor mir haben schon ihren Morgen-Cocktail intus und machten nun mit Kapwein weiter. Sie kicherten schon wieder. So unentwegt Fröhliche sind mir noch selten begegnet, und in diesem Fall hat es mich auch nicht gestört, daß die Fröhlichkeit vom Wein herrührte. Das nennt man ja wohl Weinseligkeit!

Die Vororte von Kapstadt sind ebenfalls bestens gepflegt, sauber und anmutig. Viele deutsche Automarken fuhren hier herum, und alle sehr gut in Schuß. Wir sahen auf der ganzen Fahrt keine einzige "Schrottkiste". Der Lebensstandard ist hier mindestens so hoch wie bei uns, denn auch bei uns hat nicht jeder ein Haus und einen Mercedes.