Als wäre das alles nicht genug, brüten Zwergpinguine in den Hügeln, durch die wir wandern. Sie sind die berühmtesten Bewohner von Phillip Island. In kleinen Erdhöhlen zwischen Moos und Stroh sind sie zu entdecken: Diese kleinste Pinguinart der Welt kommt gerade einmal auf 35 bis 40 Zentimeter und ein Kilogramm Gewicht. Ausgewachsen, wohlgemerkt. Einige der Frackträger, die aus ihren Verstecken watscheln, sind aber noch Jungtiere: noch kleiner, noch leichter und in flauschige braune Federn gehüllt. Wer gerade in der Pinguinpubertät steckt, läuft völlig verzottelt herum. Halb schon im Frack, halb noch im Babyflausch gibt man natürlich eine unglückliche Figur ab. Wer jedoch dieses lästige Stadium schon hinter sich gelassen hat, präsentiert stolz den nigelnagelneuen Smoking mit dem glänzend weißen Latz. Ab jetzt heißt es aufpassen bei der abendlichen Fütterung, Fischflecken gehen bestimmt schlecht raus…
 
 
Wo so putzige Insulaner aus der Nähe zu sehen sind, sind die Touristenmengen nicht fern. Unweit vom Point Grant liegt das Besucherzentrum mit Café, Souvenirshop und allen Schikanen. Hier muss durch, wer die allabendliche Pinguinparade erleben möchte. Wir wollen.
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Denn dann kehren die Tiere vom Fischfang zurück und tapsen zu ihren Schlafhöhlen auf der Insel. Dabei überqueren sie auch den Strand, an dem wir auf sie warten. Zwei große Tribünen sind dafür aufgebaut, aber wir setzen uns davor in den Sand. Hier wird es beim Warten zwar tatsächlich etwas kühl, aber dafür sitzen wir in der ersten Reihe. Und schon bald kommen ein paar kleine Pinguine angesurft. Sie lassen sich von den Wellen an den Strand spülen, watscheln flügelwackelnd ein paar Schritte vor und können sich dann doch nicht so recht entscheiden, ob sie ins Landesinnere wollen oder lieber noch einmal zurück ins Wasser. Sie bleiben stehen, drehen um, lassen sich von der nächsten auslaufenden Welle von den kurzen Beinen hauen und werden ein paar Meter zurück ins Meer getragen, nur um dann erneut gen Strand zu surfen. Sieht aus, als ob es ihnen Spaß macht. Vielleicht irritieren sie auch die Scheinwerfer, die diesen Strandabschnitt beleuchten und die unangemessen lauten Begeisterungsausrufe vieler Besucher. Obwohl es ziemlich strikte Regeln hier gibt – keine Fotos, nicht herumlaufen, lärmen oder Tiere anfassen – hält sich höchstens die Hälfte der Besucher daran. Schade, das haben die Winzlinge nicht verdient. Doch zum Glück lassen sie sich nicht beirren und finden doch noch ihren Weg zum Nest. Viele wollen heute allerdings nicht an unserem Strandabschnitt an Land gehen, statt erhoffter Hundertscharen defiliert nur ein Dutzend an uns vorbei, die jedoch direkt vor unseren Füßen. Den Rückweg treten Mensch und Pinguin dann gemeinsam an. Als wir über Holzstege Richtung Ausgang schlendern, tapsen sie links und rechts von uns einher, lauter Pinguine im eifrig watschelnden Gänsemarsch. Am Parkplatz dann ein letzter Gruß: Ein Warnschild bittet Besucher, vor Abfahrt zu kontrollieren, dass kein befrackter Heimkehrer eine Verschnaufpause ausgerechnet unter dem Auto eingelegt hat. Ich kontrolliere, kann Entwarnung geben und gegen 23 Uhr verlassen Martin und ich die Insel.