Es hatte fast die ganze Nacht geregnet, und am Morgen triefte und tropfte das Wasser von den Büschen und Bäumen. Die Luft war zum Schneiden dick. Meine Kleidung war nicht trocken geworden, sondern klamm und muffig. In aller Frühe, kaum dass es hell war, streifte ich durch die Anlage, stellte meine total verdreckten Stiefel bei der Lodge ab und entdeckte dann etliche kleine Kolibris und auch die Aras und den Tukan wieder, die die nasse Nacht unter dem schützenden Blätterdach verbracht hatten. Viele Vögel sangen in den Bäumen.

Vorsichtshalber zog ich einen grossen blauen Müllsack über meinen Koffer, denn es regnete schon wieder, und wir mussten mit dem Boot zurück nach Puerto Maldonado.

Um 7.30 Uhr gab es unser letztes Regenwald-Frühstück, dann fuhren wir mit dem Boot immer am südlichen Flussufer entlang und konnten die herrliche Vegetation und die vielen Schmetterlinge bestaunen, die an uns vorbeiflitzten.

Puerto Maldonado empfing uns heiss und schwül. Dort besuchten wir den Markt, wo uns besonders die fremdartigen Früchte und Gemüse usw faszinieren. Hier gibt es erbsengrosse, rote und grüne Chillies, die höllisch scharf sein sollen. So sahen die winzigen Kugeln auch aus. Schwarzen Mais hatte ich auch noch nie gesehen und auch keine gefriergetrockneten Kartoffeln, die jahrelang halten. Überall durch die Strassen fahren massenhaft Mopeds und Mopedrikschas, aber so gut wie keine PKW. Das kann sich hier keiner leisten.

 

Reichlich nass fuhren wir dann weiter zum Tambopata-Naturschutzgebiet. Michael hatte uns gesagt, dass wir unbedingt Regenschutz mitnehmen sollten, und in der Tat zog sich der Himmel bedenklich zu. Gitte hatte gesagt, dass sie unbedingt mal einen richtigen Tropenregen erleben wolle, und zwar hautnah ohne Regenschutz. Ihr Wunsch wurde prompt erfüllt! Als wir im Reservat ankamen, drückte Michael jedem ein langes Aststück in die Hand wegen der vielen „Füchse" (Pfützen). Also, die peruanischen Urwaldfüchse haben schon gigantische Ausmasse, wie wir bald feststellen konnten.

Im kleinen Besucherzentrum trugen wir uns in das Gästebuch ein und sahen uns die Tafeln mit den Abbildungen der verschiedenen Tiere an, die hier leben. So unter anderem auch die so selten gewordenen Riesenotter, aber auch Wasserschweine, Pekaris, Jaguare, Affen, Faultiere, Schmetterlinge und zahllose Vögel.

Der Himmel wurde immer dunkler, und dann bekam Gitte ihren Tropenregen. Wir packten unsere Kameras weg, zogen Regensachen an und marschieren mit unseren Gehstöcken los. Und was dann folgte, war eine reine Schlammpartie. Wir schlitterten und rutschten durch knöcheltiefen Morast und Modder, der uns fast die Stiefel auszog, wateten durch Riesenpfützen und glitten hin und her. Ohne Stock wäre sicher mancher von uns im Dreck gelandet. Der Regen nahm an Stärke zu, dann begann es auch noch zu donnern, und wir waren mitten im Wald! Trotz Regencape merkte ich bald, wie mir das Wasser den Bauch hinunter lief. Wahrscheinlich war der Reissverschluss nicht dicht. Es goss immer stärker, der Donner grollte, grosse Papageien kreischten ohrenbetäubend in den Baumkronen, und einige Affen turnten durch die Bäume.