Wir fuhren nun also durch den südafrikanischen Schwarzwald, der Himmel war bewölkt, und dann fielen tatsächlich Tropfen. Wir dösten vor uns hin, und einer kam dann mit dem neuen Rotel-Prospekt an. Den studierten wir gleich und träumten wieder von anderen Reisen. Viele hatten bereits zwei oder gar drei weitere Rotelreisen gebucht, und auch ich liebäugelte mit einigen. Leider kann ich mir das bei weitem nicht so oft leisten wie ich möchte. Mich reizt die Wüste, und ich löcherte jeden, der mir etwas über die Wüsten der Erde erzählen konnte. Die Sahara würde ich gerne kennenlernen, und natürlich die Wüste Gobi und die Atacama und die große Wüste Australiens. Und nach Erwin’s begeisterten Schilderungen muß ich wohl unbedingt auch in die judäische Wüste in Israel. Ich hoffe, daß ich wenigstens die eine oder andere tatsächlich zu Gesicht bekommen werde eines Tages.

Rechts und links der Straße sahen wir hier überall abgebrannte Felder. Das ist anscheinend erforderlich, damit das neue Gras wachsen kann. Wenn man das nicht macht, bleibt das braune, verdorrte Gras stehen und läßt neues Grün nicht durchkommen.

Schließlich kamen wir auf dem Bananenmarkt an, wo jede Menge schwarze Frauen auf dem Boden saßen inmitten von Unmengen kurzer, aber sehr leckerer Bananen. Als sie uns sahen, kamen sie mit Bündeln beladen auf uns zu und bedrängten uns. Wir hatten uns aber längst auf den Kauf eingestellt - da Bananen laut Erwin stark machen - und kauften auch jede Menge. Keiner ging ohne ein Bündel in den Bus zurück, und anschließend futterten wir wie die Affen eine Banane nach der anderen. Sie waren aber auch wirklich sehr lecker. Die Frauen hatten übrigens an unserem Besuch genausoviel Spaß wie wir, ja, man konnte es geradezu als freundschaftliche Begegnung bezeichnen.

Gegen Mittag kamen wir in Scottburgh an, unserem heutigen Übernachtungsplatz. Das ist ein ziemlich verschlafenes Städtchen mit 300 km langer Hauptstraße. Hier kauften wir im Supermarkt ein, der ebenso gut bestückt war wie die Supermärkte bei uns, es gibt alles dort von der Haushaltskerze bis zur Fleischtheke. Und dann machten wir auf unserem Campingplatz Picknick. Der Himmel war bewölkt, und es sah sehr nach Regen aus.

 

Plötzlich fielen dicke Tropfen, und es fing doch tatsächlich an zu regnen, was zur Folge hatte, daß wir im Eiltempo zum Bus zurückliefen und noch einigermaßen trocken ankamen. Es blieb aber bei einem Schauer.

Danach fuhren wir weiter in Richtung Kokstadt, das auf 1600 m Höhe liegt und daher Kühle und gutes Schlafen versprach. 10 km vor Kokstadt verließen wir die Transkei und kamen wieder nach Südafrika, nun in die Provinz Natal. Da die Staße zu unserem Campingplatz aufgerissen worden war, kam unser Bus nicht durch, und wir mußten ausweichen auf einen neuen Platz in etwa 5 km Entfernung, der in einem Naturschutzgebiet lag. An einem wunderschönen Plätzchen mit einem See nebendran hielten wir und freuten uns über dieses Paradies, das nur zwei Haken hatte: kein Strom und kein warmes Wasser! Aber Rotel ist ja nicht vom Strom abhängig, da die Küche mit Gasflaschen kocht, und warmes Wasser ist ja auch nur was für Verwöhnte. Das sagten wir zumindest zum eigenen Trost. Nach dem abendlichen Duschen spazierte ich los, entdeckte einen langen Holzsteg, der über das Moor am See entlang führte und umrundete schließlich den halben See. Der schmale Pfad hörte plötzlich in einem Wäldchen an einem Bach auf. Da ich aber nicht den gleichen Weg wieder zurückgehen wollte, übersprang ich den Bach und befand mich kurz darauf mitten im Urwald. Ich kämpfte eine ganze Weile mit Sumpf und Gestrüpp und entdeckte schließlich eine Lichtung, wo ich auch Spuren von schweren Rädern sah. Diesen Spuren lief ich nach und kam nach einiger Zeit, gerade noch vor Einbruch der Dunkelheit, wieder auf dem Campingplatz an. Da es auch hier trotz wein und Gelächter bald sehr kühl wurde, verzogen sich alle bald in die warmen Kojen.