Noch vor 5 Uhr geht’s raus, die Zelte werden gar nicht erst abgebaut sondern nur lose ausgehängt, damit diese nicht wegfliegen - ohne Beladung. Wir springen alle - die Einen früher, die anderen etwas später - ungewaschen in den Truck, wartend auf den ersten Sonnenstrahl, denn früher werden wir nicht in den Naukluft-Nationalpark eingelassen. Aber dann heißt es sich zu beeilen, denn wir haben noch 45 km vor uns, bis wir die Düne 45 erreichen, auf der wir den Sonnenaufgang vollends beobachten wollen. Diese Strecke legen wir im ausgetrockneten Flussbett des Tsauchabs zurück. Unser Fahrer Willhelm - Südafrikaner und wahrscheinlich wieder Barfuss am Steuer, gibt Vollgas. Die Dünen links und rechts von uns, werden immer größer und beginnen bei den ersten Sonnenstrahlen orangerot zu leuchten - atemberaubend. Wir sehen links von uns das erste richtig große Dünenbauwerk und sind am Ziel - Düne 45. Gezählt werden die Dünen vom Meer her kommend im Kilometerabstand - wir haben also noch 45 km bis zum großen Wasser. Wir wollen bei Sonnenaufgang oben sein. Die Sonne steigt langsam am Horizont auf, aber sie ist nicht unser größter Feind, sondern der Sturm der noch immer nicht aufgehört hat. Man sieht wie der Sand von der Düne aus noch mehrere Meter weit weggetragen wird. Wir beginnen den Aufstieg voller Tatendrang, kommen aber immer mehr ins stocken. Man macht 3 Schritte vor und 2 wieder zurück, es ist unglaublich wie tief man in den feinkörnigen Sand einsinkt. Das Atmen fällt zunehmend schwerer, allein schon durch den Sand der in der Luft liegt - man fühlt sich regelrecht gesandstrahlt. An Hinsetzen ist nicht zu denken, da der Sand so knapp über den Boden noch viel schlimmer ist. Jeder Schritt wird zur Qual und vor allem auch deprimierend, da man beim Blick zum Gipfel, der immer wieder vom Neuen aus dem Nichts zu erwachsen scheint, nur endlosen Sand sieht und nicht merkt, dass man überhaupt einen Schritt weiterkommt. Die Erkältung und das Fieber fordern auch bei mir seinen Tribut. Auch Ines gibt auf und so geben wir beide vielleicht 30 Meter vor dem Gipfel auf - obwohl dieser schwer auszumachen ist, da bei der Menge an Sand Fixpunkte zur Orientierung einfach fehlen.