Der Abstieg war beschwerlich und ging langsam voran. Sie mussten bei den nassen Felsen sehr vorsichtig sein, damit ihnen nichts passierte. Immerhin trugen sie unsere Hoffnungen auf Rettung mit sich. Was ihnen dabei so alles durch den Kopf gegangen sein mag, möchte ich nicht spekulieren und das konnte im Nachhinein auch keiner der beiden mehr genau sagen. Sie hatten jedenfalls Angst, dass es noch mal gewittern und noch mehr regnen würde.

 Das Geröllfeld und das anschließende Schneefeld passierten sie sehr gut und fast problemlos. Ist ja wesentlich einfacher, wenn man nur auf sich gestellt ist und sein eigenes Handeln verantworten muss. Auf dem grünen Hügel angekommen, stiegen sie gleich noch tiefer hinab bis zum Strommasten, der ihnen als Orientierungspunkt diente. Es hatte wieder begonnen zu regnen und der Nebel war dichter geworden.

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Ständig schaute Jürgen aufs Telefon und als er dann endlich Empfang hatte, zwar schwankend, mal einen, mal gar keinen Balken auf dem Display, da versuchte er die Notrufnummer 114. Leider brach die Verbindung immer wieder zusammen. Er konnte mir auch gar nicht mehr erzählen, welche Nummern er alles gewählt hatte. Jedenfalls hatte er dann erst mal vernünftigerweise unsere Tochter Susanne angerufen und ihr gesagt, dass wir ein Problem haben und am Berg festhängen würden. Er hatte ihr auch erklärt, dass wir zum Matrashaus gewollt hatten und nun am Herzogsteig fest hingen. Sie sollte ihm eine Notrufnummer der Bergrettung raussuchen. Für sie waren das alles böhmische Dörfer und sie handelte instinktiv. Sie rief ihn wieder an und sagte, er solle die 140 rufen und nannte noch eine Nummer. Jürgen sagte ihr aber immer wieder, dass er die schon angerufen habe, aber keine Verbindung zustande käme. Später stellte sich heraus, dass er immer die 114 und nicht die 140 angerufen hatte.