Nach einer kurzen Pause stiegen wir im Dunkeln in unser Holzboot und wollten Kaimane aufspüren, deren Augen nachts im Scheinwerferlicht rot glühen. Wir entdeckten aber nur ein kleines Exemplar, das heilfroh war, als wir endlich wieder abzogen.

Um 20.00 Uhr gab es ein gutes Abendessen, danach waren wir alle müde und faul nach diesem aufregenden Tag. Ausserdem machte uns die Zeitverschiebung noch zu schaffen und mir die Erkältung, so dass wir bald unsere Urwaldhäuschen aufsuchten.

Ich hatte meinen Wecker auf 5.00 Uhr gestellt, da wir am nächsten Morgen um 5.40 Uhr losmarschieren wollten. Irgendwann wache ich von alleine auf und stelle entsetzt fest, dass es hell wird und schon 5.35 Uhr ist. So schnell bin ich selten in meine Sachen gesprungen und zum Treffpunkt gerannt, denn ich wollte das Spektakel mit den Papageien an der Salzlecke auf keinen Fall verpassen. Leider geht es mir miserabel, mir ist immer noch heiss und kalt mit Husten und Schnupfen.

 

Die Hütten sind auf Stelzen gebaut und ca. 15 Meter von der nächsten entfernt, alle liegen in einem wunderschönen Garten voller Palmen, Bananen, Heliconien und fruchttragenden Bäumen. Unter einem Baum liegen viele kugelrunde, etwa apfelsinengrosse Früchte, daneben welche, die ähnlich wie Kumquats aussehen. Überall singen oder pfeifen Vögel in den hohen Baumkronen, ansonsten aber ist paradiesische Ruhe. Unbeschreiblich schön und friedlich. Ich freue mich, dass auch Gitte ganz begeistert ist und von ihrem Häuschen schwärmt.

Auf jeder Terrasse sind Hängematten aufgehängt, die ich gleich ausprobiere. Da lässt sich’s faul sein.

Um 16.30 Uhr suchen wir uns ein passendes Paar Stiefel, dann marschieren wir los in den Regenwald durch Morast und Laub. Herrliche Baumriesen stehen hier, teilweise mit gigantischen Brettwurzeln. Ein wunderschöner blauer Morpho-Schmetterling flattert gaukelnd durch den Wald.

Über eine kleine Senke waren drei kleinere Baumstämme gelegt, damit man besser auf die andere Seite gelangen kann. Ulli läuft flott voraus, gefolgt von Daniela, die plötzlich mit einem Schrei und in Panik zurückspringt: „Da ist eine Schlange unter den Baumstämmen". Unser kleiner Indio schaut und stutzt und bedeutet uns, langsam ein Stück zurück zu weichen und still zu stehen, denn bei dieser Schlange ist äusserste Vorsicht angesagt. Es ist nämlich die berüchtigte Buschmeister, eine der aggressivsten Giftschlangen, die es gibt und von der ich schon viel gelesen hatte. Diese Schlange ist extrem gefürchtet, weil sie nicht wie 98 % aller Schlangen ihr Heil in der Flucht sucht, sondern angreift und sich keineswegs verjagen lässt. Wenn man von einer Buschmeister gebissen wird und nicht sofort das Gegenserum spritzt, ist das Leben vorbei.