Wir mussten uns höllisch auf jeden Schritt konzentrieren. Nach 5 Kilometern Schlammwalking kamen wir an ein kleines Flüsschen, in dem kleine Holzboote lagen. Michael und noch ein Helfer versuchten, das Wasser aus dem Boot zu schaufeln, damit wir einsteigen konnten, denn wir wollten weiter zum Sandovan-See paddeln und von dort aus auf eine Insel. Es war trotz Regens sehr romantisch, mit dem Boot auf diesem schmalen Flusslauf unter dem gigantischen Blätterdach dahinzugleiten, aber als wir den See erreichten und das schützende Blätterdach nicht mehr über uns hatten, traf uns der Regen mit voller Wucht. Und hier ging auch ein heftiger Wind, der auskühlte. Wir waren ja teilweise nass bis auf die Haut, und Gitte hatte ja absichtlich überhaupt keinerlei Regenschutz dabei. Bei solchem Regen verkriechen sich alle Tiere unter schützende Blätter, und so kehrten wir um. Ohne Regen wäre der See und die Insel sicher zauberhaft schön gewesen.

Wieder im Morast angekommen, befreiten wir Michael zu erst einmal von der Kiste mit unseren Lunchpaketen, die er die ganze Zeit für uns balanciert hatte. An Essen war allerdings bei diesem Regen nicht zu denken, aber wir wollten nicht, dass er die Pakete den ganzen Weg wieder zurückschleppen musste. So stapften und schlitterten und rutschten wir also die 5 Kilometer Schlammpiste wieder zurück. Die „Füchse" waren inzwischen wesentlich tiefer und voller geworden, und ein grosser Baumstamm war quer über den Weg gestürzt. Ganz locker kletterten wir darüber. Wir liefen zurück bis zum Besucherzentrum, einem kleinen, offenen, aber mit Dach versehenen Häuschen. Nass und inzwischen auch ziemlich kalt geworden, mussten wir hier 2 Stunden auf unser Boot warten, das für 17.00 Uhr bestellt war.

 

Bei diesem frühen Marsch durch den Regenwald kommen wir auch wieder an der Buschmeisterstelle vorbei, aber sie hat sich nun Gott sei Dank verzogen, so dass wir ungehindert weiterlaufen können. Überall hören wir Papageien kreischen, von denen es 32 Arten im peruanischen Regenwald gibt. Auch viele andere Vogelstimmen hören wir, aber unsere Augen finden sie nicht in diesem Gewirr von Ästen und Blättern in den Baumkronen. Wir kommen schliesslich zu einem kleinen Flüsschen und damit zu einem steil abfallenden Lehmabbruch. Dieser Lehm enthält Mineralien, die die Papageien täglich aufnehmen müssen, um damit die Giftstoffe zu neutralisieren, die sie mit Blättern und Früchten aufnehmen.

Mit Palmblättern haben die Einheimischen eine Art Versteckwand gebaut und kleine Sehschlitze gelassen, durch die man auf die Lehmwand blicken kann. Grosse Mengen kleiner grüner Sittiche – es sind Weddell-Sittiche – sammeln sich auf einem hohen Baum und machen viel Krach. So nach und nach trauen sie sich immer ein Stück tiefer, bis der erste Mutige an der Lehmwand sitzt. Sofort kommen alle anderen nach und fressen den Lehm. Wie auf ein geheimes Kommando fliegt plötzlich der ganze Schwarm unter schrillem Gekreisch auf und über uns hinweg, es ist ohrenbetäubend. Irgendetwas hat die Vögel beunruhigt, vielleicht ein Raubvogel am Himmel. Sie kreisen jedenfalls einige Male über uns unter viel Gekreisch, dann landen sie wieder in ihrem hohen Baum.

Wir hingegen marschieren zurück zur Lodge, wo wir ein wohlverdientes Frühstück geniessen mit frischen, reif gepflückten Früchten, Obstsaft, Rührei und Brot. Ich fühle mich so schlapp und wacklig, dass ich am liebsten wieder ins Bett gegangen wäre, und wir haben Gott sei Dank drei Stunden Freizeit bis zur nächsten Wanderung. Nach einer Tablette und Siesta in der Hängematte geht es mir langsam besser. Schliesslich streife ich durch die Anlage und fotografiere die beiden grossen Aras, die immer in der Nähe der Lodge in den hohen Bäumen sitzen. Auch ein wunderschöner Tukan weiss die Fruchtspenden zu schätzen.