Gitte meinte noch, die Schlange wäre bestimmt eine Attrappe für Touristen, aber dem war keineswegs so. Und jetzt ist Paarungszeit, so dass die Partnerschlange immer in der Nähe ist. Unsere Schlange machte keinerlei Anstalten, sich zu verziehen, sondern hatte die ganze Zeit ein waches Auge auf uns. Sie war gefleckt und gut armdick und schätzungsweise 2½ Meter lang. Wir standen ziemlich aufgeregt etwa 3 – 4 Meter entfernt und überlegten, wie Ulli entweder zu uns zurück gelangen könnte oder wir auf die andere Seite. Michael hatte eine lange Machete bei sich und schlug damit in einem grossen Bogen einen Pfad durch das Unterholz. Wir folgten und gelangten auf diesem Umweg unbeschadet auf die andere Seite der Senke und setzten unseren Weg durch den Urwald fort. Ganz geheuer war uns die Situation aber nicht, denn niemand wusste, wo die zweite Schlange war.

Daniela war immer noch fassungslos, aber sie hatte ebenso wie Ulli einen Schutzengel gehabt. Die beiden konnten heute zum zweiten Mal Geburtstag feiern.

Unterwegs entdeckt Michael einen Knoblauchbaum, schlägt ein bisschen von seiner Rinde ab, an der wir schnuppern. Die Rinde riecht sehr intensiv nach Knoblauch, lässt sich allerdings nicht als Gewürz verwenden. Der Geruch ist als Abwehr gegen Fraßfeinde gedacht. Grosse Würgefeigen erdrosseln ihre Wirtsbäume, die schliesslich eingehen. Auch den Wanderbaum mit seinen Stelzenwurzeln sehen wir. Nach und nach wachsen immer weitere Stelzenwurzeln, so dass der Baum im Laufe der Zeit seinen Standort um mehrere Meter verändern kann. Das ist ein Phänomen und kaum zu glauben. Viele Baumpilze und Baumtermiten und nur wenige Blüten sind hier zu finden.

 

Zu Fuss laufen wir ungefähr 1 ½ Stunden quer durch Miraflores und finden unser Hotel wieder, das in einem Park aus schönen alten Olivenbäumen liegt. Zurück im Hotel kratze ich mit meiner Nagelfeile erst mal die Hundekacke aus der Schuhsohle, keine nette Freizeitbeschäftigung.

Mir ist heiss und kalt gleichzeitig, und ich fühle mich elend. Meine Nase ist zu, mein Hals schmerzt und ich habe Pudding in den Knieen.

Am nächsten Morgen werden wir zeitig zum Flughafen gebracht, weil heute unser Flug in den Amazonas-Regenwald ansteht. Wegen meiner Halsschmerzen frage ich in der Flughafen-Apotheke nach Halstabletten und bekomme eine einzige Chemiekapsel, die ich nicht will. Ein netter Mensch, der Englisch und Spanisch kann, übersetzt der Apothekerin meinen Wunsch, und so bekomme ich vier Halstabletten für 1 US-Dollar.